Warum Alles ist Nichts absolut Sinn macht.

Ansichten eines scheiternden Schöpfers

Zur Zeit versuche ich mich gerade daran, ein Partikel im Computer zu entwerfen, wobei ich mich einerseits an dem KISS-Prinzip orientiere. Keep it simple, stupid. Komplexität kommt von allein, einfach durch Interaktion.

Und andererseits mache ich mir Gedanken, wie ein Schöpfer, nicht ein Bewohner, dieses Universums, die Sache angehen würde.

Vom Kleinsten zum Grössten in Nullkommanix.

Denn dieses Ding mit den Partikeln oder Wellen oder was sie auch immer sein mögen, ist schon eine spannende Sache.

Wir glauben zu wissen, das e = mc2 ist. Ich bemühe mich jetzt nicht, dass in schöner Formelschreibweise mit dem richtigen Zeichensatz zu machen. Wenn also Energie gleich Masse ist. Klar, da ist noch ein Faktor dabei, die Geschwindigkeit, wie bekomme ich dann das Wunder hin, dass etwas gleichzeitig Masse und Energie ist?

Natürlich nur durch Schummeln, bzw. eigene Regeln festsetzen. Nur mal so ein Gedankenspiel:

Als Schöpfer möchte ich ein Universalteilchen, Partikel, Quant was auch immer bauen. Und ein Universum, in dem es existiert.

Das witzige ist, mit dieser Sache namens Informatik und den entsprechenden Geräten können wir das ja eigentlich schon. Wir machen es Tag für Tag, konsumieren Tag für Tag nicht existente Welten, warum nicht gleich was Richtiges? Ein kleines Taschenuniversum, vielleicht?

Ich schweife ab. Wenn ich also so ein Universalteilchen bauen möchte, könnte ich sozusagen das Nichts rotieren lassen und dann sagen, weil es rotiert entwickelt es eine Masse und Eigenschaften. Und, voila, aus dem Nichts entsteht ein Etwas. Aber nur solange es rotiert. In irgendeine Richtung auf den xyz Achsen.

Soweit, so einfach, relativ gesehen, an verschiedenen Formeln breche ich mir immer noch Hirn und Finger. Insbesondere was die Vereinfachung betrifft.

Ein Gedanke dabei ist, die Zeit rauszukürzen. Einfach indem ich sage, ein Rechenschritt bedeutet, dass alles in diesem virtuellen Universum einmal berechnet wurde, in seiner Wechselwirkung mit allem anderen. Das heisst, solange das Universum berechnet wird, vergeht für das Universum keine Zeit.

Damit lässt sich schon viel vereinfachen, e wird zu m, quasi. Es bleiben die geometrischen Probleme, das bewegen in einem Koordinatengitter, wie auch die einfachen Funktionen und Reaktionen zwischen den Universalteilchen. Aber das ist nicht der Punkt.

Wenn ich als Schöpfer so ein Universum auf dem Grundsatz von Parität entwerfen würde, dann würden auch bestimmte weitere Eigenschaften Sinn machen. Zum Beispiel die Eigenschaft, dass alles zusammengenommen, in diesem Universum immer 0 ergeben muss. Alles muss sich ausgleichen.

Wenn man dann darüber nachdenkt, ein Universum mit einer spiegelbildchen Komponente zu versehen, dann kann man Ungleichgewichte in einem Universum haben, ohne die Parität zu verletzen, da diese Ungleichgewichte ja im Spiegelbild zur Parität werden.

Und somit Alles zu Nichts wird, obwohl es immer mehr als die Summe seiner Teile wäre.

Das Witzige an diesem Gedanken ist noch, als Schöpfer könnte ich diesen paritätischen Grundgedanken als Kontrollmechanismus installieren und einen Rechenschritt stoppen, sollte je diese Regel gebrochen werden, z.B. weil das Universum vielleicht gehackt wurde.

Dieser Mechanismus würde dann dafür sorgen, dass der Schöpfer die Parität wiederherstellen kann, ohne dass ein Bewohner des Universums, so es ihn denn je gäbe, auch nur das Quäntchen einer Ahnung hätte.

Ach ja, man könnte dabei auch das Spiegelbild messen und auswerten, ohne das eigentliche Universum zu stören. Nicht das der Herr Heisenberg noch böse mit uns würde.

Insofern: Alles ist Nichts, Freunde der Nacht.

Die Konsequenz

Jason war Fleischer. In einem Betrieb, einem industriell geführtem Betrieb, um genau zu sein. Täglich kam lebendes Fleisch rein und verliess den Ort als totes Fleisch. Nichts Besonderes, soweit es Jason betraf. Er filettierte bestimmte Stücke und stand weit hinten in der Verwertungskette. Es war eher eine mechanische Arbeit. Industriell eben.

Dann, an diesem Freitag morgen, sollte sich alles verändern. Es war ja nicht so, dass er nicht auch schon von multiresitenten Keimen gehört hätte. Im Zusammenhang mit Krankenhäusern. Zumindest.

Und klar, jeder kannte ihn soweit. Immer die gleichen Leute, mit denen man über die Dauer der Zeit und der Wiederholung fast zwangsläufig ins Gespräch kam.

Was seltsam war, an jenem Morgen, dass alle sich abwandten. Die meisten blickten in eine Richtung, in der sie vorgeben konnten, ihn nicht gesehen zu haben. Alle waren sofort von ihm abgerückt, als er den Bus betrat. Die Situation überforderte Jason derart, dass er nicht in der Lage war, auch nur irgendwie zu reagieren. Selbst der übliche Gruss blieb ihm im Halse stecken.

Und nur eine Frage beschäftigte ihn: Was habe ich getan?

Soweit er wusste, war er gestern weder auf Sauftour mit komatöser Heimkehr gewesen, noch, dass er eine Auseinandersetzung mit irgendjemandem gehabt hätte. Es war ein ganz normaler Routinetag.

Grüsse und Nicken auf dem Weg zur Arbeit, Scherze und Flüche während der Arbeit, Grüsse und Nicken auf dem Weg nach Hause. Dann ein gemütliches Bierchen zischen, etwas an der Gamekonsole abhängen, bei nem Film chillen, der noch zwei Bierchen erforderte. Und Chips.

Das war’s. So weit, so banal.

Als er seinen Badge an den Kontrollpunkt des Fabrikeingangs hielt, meinte er fast, eine seltsame Stimmung zu erhaschen. Als ob sich seine Kollegen heimlich in die Fabrik reinschleichen wollten. Und da, wer war dieser Typ mit dieser Lederjacke, der einfach nur rumstand. Als ob er immer da rumgestanden hätte. Dabei hatte Jason ihn noch nie vorher bemerkt.

Der Morgennebel tat das Seinige, um der Situation den richtigen Anstrich zu geben.

Als Jason sich an seinem Spind fertig machte für die nächste Schicht wurde es noch schlimmer. Seine Kollegen waren quasi verstummt. Ein gemurmeltes Hallo, ein knappes Nicken, jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.

Dann die Schicht, ein Gemetzel, im wahrsten Sinne des Wortes. Nichts funktionierte so, wie es funktionieren sollte. Wie Jason gewohnt war, dass es so funktionierte. Jason war es gewohnt, dass Tierhälften ankamen. Von denen er die Filetstücke extrahierte. Das diese Tierhälften ihn anstarrten, blöckten, muhten, quiekten, davon war weder in seiner Stellenbeschreibung die Rede, noch war Jason dieser Situation gewachsen.

Ganz zu Schweigen davon, dass es sich nicht um Hälften handelte. Zumindest in den weniger verstörenden Anlieferungen.

Jason liess zwar alles Leben, oder sollte man vielleicht eher von Halbleben und Extremleiden sprechen, passieren. Wie auch viele seiner Kollegen, aber versuchte doch noch, dass ein oder andere Filetstück herauszuschneiden, wenn das Exemplar alle Kennzeichen von Tod aufwies.

Was hiess, weder zuckte es, noch schaute es einen an, noch machte es Geräusche.

Zugegeben, die Kriterien, die Jason, völlig gerechtfertigt, wenn man seinen Arbeitsvertrag berücksichtigte, anwandte, führten natürlich zu einer gewissen Tatenlosigkeit. Seinen Kollegen ging es da keineswegs anders.

Bis Abasin aufstand, ein eher schmächtiger Inder, dem man sein Talent nicht ansah.

„Es ist genug!“

Das war alles was er sagte. Dann ging er.

Alle waren wie gelähmt. Da verlässt einer gerade die Schicht und sagt nichts! Nichts ausser es wäre genug, für wen auch immer. Das war noch nie passiert. Zumindest noch nie in einer Schicht, die Jason gehabt hatte.

Kaum einer bemerkte das Stoppen des Fliessbands als Abasin wieder da war und auf weiterhin oraklehafte Art verkündete:

“ Wir können nicht mehr raus!“

Vereinzeltes Gelächter ertönte. Als der Blick am Fliessband hängenblieb, dass gestoppt hatte, als alle sich der plötzlichen Stille bewusste wurden. Sicher, es quickte, muhte und blöckte immer noch, aber das Fliessband, das saubere Geräusch des erbarmungslosen Todes, war verstummt. Diese Stille also.

Diese Stille und das stehende Fliessband agierten wie ein Schalter für alle, einschliesslich Jason und bewirkten ein völlig synchrones Balett von Hälsen, Mündern und Ohren.

Sicher wäre es kaum zu entziffern gewesen, rein akustisch. Aber jeder, ausnahmslos jeder, drehte sich zu Abasin um und meinte, irgendwie:

„Was hast du gesagt?“

Wenn Abasin die Kunst des Verschwindens beherrscht hätte, er hätte sie angewandt. Angeleuchtet von den Scheinwerfern der Augen seiner Kollegen, fast zitternd, wie ein verängstigtes Reh, wurde diesen Kollegen, wie auch Jason, bewusst, dass Abasin tatsächlich Angst hatte. Aber nicht vor ihnen.

„Wir können nicht mehr raus. Die Tore sind von aussen blockiert. Wir sind hier eingeschlossen!“

Für einen Moment übertönte das Geschnatter der Kollegen sogar das Muhen, Quieken und Blöcken.

Jason wandte sich an Karl neben ihm.

„Haben dich die Leute im Bus eigentlich auch geschnitten? Heute morgen?“

Ein kurzes Nicken, sonst kein Wort.

Verdammt, dachte Jason, was zum Teufel ist hier los?

Die Sirene und Betriebsdurchsage brachte auch keine Klarheit.

„Hier spricht die Betriebsleitung. Wir befinden uns derzeit in einem Belagerungszustand. Die Terroristen, die die Belagerung durchführen, haben uns zum Seuchen- und Quarantäne-Gebiet erklärt. Die Polizei ist informiert und bereitet eine Lösung vor.“

Es war mal wieder Abasin, der alle mit mehr Informationen beglückte, auch wenn diese Wortwahl in diesem Zusammenhang fast nur zynisch interpretiert werden kann.

„Es gab eine Sendung, keine Ahnung wo. Irgendwas von multiresistente Keime. Und das wir sie in uns haben. Wegen dem Antibiotika, was die Tiere bekommen. Und dann gab es nen Shitstorm auf Social Media. Überall. Und jetzt werden alle Schlachterei belagert. Aus deren Sicht müssen wir in Quarantäne bleiben. Was die Polizei und die Armee macht? Wer weiss das schon. Ich glaube, Freunde, wir sitzen in der Scheisse.“

Gedanken zu Menschen und KI

Wenn man nur annähernd von der Idee ausgeht, dass neuronale Netzwerke in Ansätzen Strukturen nachbilden, die in humanen Gehirnen oder, weiter gefasst, in diversen Lebensformen präsent sind, dann sollte man ein besonderes Augenmerk auf die Fehler richten.

Kurz gesagt: Shit in, Shit out

Entsprechend aller Erfahrungen, die wir bis jetzt gemacht haben (Schildkröte oder Waffen, googelt es doch selbst), kann man davon ausgehen, ganz allgemein, dass das Training eines neuronalen Netzes zu blinden Flecken, wie auch zu Fehlinterpretationen führt, die spezifisch mit dem Training zusammenhängen.

Wenn wir diesen Gedanken erweitern, wir befinden uns in einem Gedankenspiel, keiner mathematischen Beweislage, dass Training impliziert, anfällig für bestimmte blinde Flecken wie auch Fehlinterpretationen zu sein und wenn wir unterstellen, dass auch wir Menschen zu den Lebewesen gehören, die neuronale Netze in wesentlich höherer Komplexität benutzen, dann mag es möglich sein, dass auch unsere „Wirklichkeit“ blinde Flecken und Fehlinterpretationen enthält.

Soweit, so schrecklich.

Wenn mehrere verschiedene neuronale Netze komplex vernetzt sind, dann gibt es einerseits die Möglichkeit, dass diese Netze sich gegenseitig  kontrolllieren um Fehler zu nivellieren. Aber es ergibt sich auch die Möglichkeit des viel stärkeren Feedbacks, des Aufschaukelns eines Systems.

Und es gibt noch einen anderen schrecklichen Gedanken …

Wenn wir die Erfahrungen aus neuronalen Netzen auf unsere Konfiguration erweitern, dann bedeutet dies auch, möglicherweise, dass unsere Wirklichkeit nur vom Input geprägt ist, den wir erhalten haben. Dass diese Wirklichkeit möglicherweise ein funktionierendes Abbild der Realität in einer überschaubaren und bekannten Umgebung ist, aber keinesfalls ein tatsächliches Abbild der Realität.

Was, nur so nebenbei, viele Seltsamkeiten im Verhalten von Lebewesen erklären könnte. Wenn der Schwarzschildradius der eigenen Ereignishemissphäre nur auf wenige lokale Ereignisse und ihre Erkennung begrenzt ist, dann führt das dazu, dass man nur mit Lichtgeschwindigkeit diesen Horizont überwinden könnte. Wäre jetzt mal meine Annahme.

Noch so ein paar Splittergedanken.

KIs brauchen ihre Verarbeitungs- und Lernphasen mit Wiederholung.
Wir brauchen Schlaf – wo genau ist da der Unterschied?

KIs können nur das Erkennen, was sie gelernt haben.
Wir können nur das Erkennen, was wir gelernt haben, auch wenn es ungleich mehr und vielfältiger ist – wo genau, im Prinzip, ist da der Unterschied?

KIs tun sich schwer mit Diversität, wenn es Kategorien betrifft.
Wir tun uns schwer, wenn wir unser Verhalten ändern wollen – wo genau ist da der Unterschied?

Sicher, einerseits könnten diese Gedanken endlos fortgesetzt werden, andererseits bestehen durchaus gewaltige Unterschiede. KIs sind isolierte neuronale Netzwerke, während wir Lebewesen, die durch das evolutionäre Sieb gepresst wurden, erprobte Modelle von Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Formen neuronaler Netzwerke sind.

Wenig verwunderlich, dass die Dichte der Neuronen rund um Verdauungsorgane dichter ist als in Gehirnen, so sie sich als nützlich erwiesen.

Klar, man kann es nicht vergleichen. Aber darum geht es doch nicht. Man kann auch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, sofern man sich in der Kategorie Äpfel oder Birnen bewegt. Bewegt man sich in der Kategorie Obst, dann zählen auf einmal andere Faktoren und ein Vergleichbarkeit ist gegeben.

Selbst wenn wir extrem optimistisch annehmen, dass unsere neuronalen Netze viel effektiver und optimierter sind, dann kommen wir trotzdem in die Verlegenheit, dass komplexe Systeme einfach anfälliger sind. Die Evolution mag durch Aussortieren eine Menge Mechanismen geschaffen haben, die einen Feedback verhindern.

Aber, mal ehrlich, wie gelang und gelingt es Wesen zu überleben, die fast oder überhaupt keine Ahnung von der Welt im Grossen und Ganzen haben, sondern nur ihr kleines, feines Umfeld soweit erkennen, dass ein Überleben möglich ist?

Deutet das nicht darauf hin, dass Wahrnehmung der Welt im Ganzen, vielleicht sogar Erkenntnis nur ein untergeordnete Rolle im Roulette des Lebens spielt?

Ich schweife ab, Erkenntnis mag hilfreich oder eine Bürde oder Beides sein. Und doch ist es mit dem Thema verwoben. Ich sprach gerade von Reichweite, und die mag sehr unterschiedlich sein.

Aber Erkenntnis an sich? Deutung der näheren und nahen Umwelt? Das ist ein Killerkriterium in diesem Spiel des Lebens. Neuronale Netze, wie wir sie so unvollkommen nachahmen, sind da ein wesentlicher Faktor.

Eine Möglichkeit zur Selbsterkenntnis,

Wenn man die Hybris mal kurz bei Seite lässt.

Tagebuch eines Nihilisten #2

Und nu?

Hey echt, Busen erkennen, Augen erkennen und so … is nicht!

Lungen funktionieren, Herz funktioniert, Saufen und Scheissen funktioniert, alles prima. Muss so gewesen sein, oder? Wie könnte ich sonst von etwas berichten, von dem ich keinen blassen Schimmer habe?

Klar, habe es bei meinen Kindern und Enkeln gesehen. Muss so gewesen sein …

So oder so ähnlich.

Ich weiss es einfach nicht. Nicht mehr … vielleicht. Oder vielleicht auch nicht. Ausserdem habe ich wahrscheinlich sowieso die meiste Zeit geschlafen. Wenn man den Berichten aus der Vergangenheit Glauben schenken mag.

Wahrnehmen! Wie wahr. Alles ist wahr. Alles wird wahr. Ist Hier und Jetzt. Wie auch gerade eben, in diesem Augenblick, in dem ich viel viel älter als Tag zwei bin.

Begreifen? Nein, dafür bin ich noch zu klein. Klar klammert sich meine Hand um einen Finger. Aber ist das schon begreifen? Oder nur Reflex? Oder beides?

Wie schön, das ich noch nichts weiss. Und wie dumm, dass ich noch so vieles wissen möchte. Um festzustellen, je mehr ich weiss, desto mehr weiss ich, dass ich nichts weiss. Der perfekte Kreislauf …

Komische Sache auch, dass mit dem Begreifen. Der Körper scheint schon alles zu wissen und das Gehirn sieht nur Rauschen. Wie der Schnee auf alten Fernsehbildschirmen nach Sendeschluss. Die Hand klammert, der Mund saugt, der Arsch scheisst, da funktioniert schon alles. Ausser dieser kleine Teil, der so bestimmend werden wird. Dieses Ich, dass zum Glück noch gar nicht da ist.

Oder doch? Wann wird der Kopf das Ich entdecken und wie wird er damit klarkommen, alles völlig interessante Fragen, die mich damals, Tag 2, mit Sicherheit einen Scheissdreck interessiert haben.

Schlafen, Saufen, Rülpsen, Scheissen, Schreien, Gucken ohne zu Sehen. Hoffen das jemand da ist, wenn man aufwacht und Hunger hat. Blöd auch, dass man damals meinte: Hey lass es nur schreien, dass gibt kräftige Lungen. Aber weiss ich davon? Im Sinn von wirklich wissen? Erfahrung, die man erinnert?

Jo, kräftige Lungen habe ich schon, aber was heisst das jetzt?

Und Erfahrungen, die man erinnert? Nee, nee, nee, das ist nicht Thema von Tag 2. Da wusste ich ja noch nicht mal, dass es die Illusion der Erinnerung gibt …

Warum kann mein Körper schon leben und mein Geist ist noch schwach? Nicht, dass sich dies je geändert hätte. Fragen, die ich mir glücklicherweise noch nicht stellen kann.

Es geht erstmal nur um Grundbedürfnisse und Prägung. Nicht das ich da einen Einfluss drauf hätte. Oder gar Erinnerungen. Aber wenn man andere Babies so sieht, na ja, man kann sich ganz knapp, mit viel Anstrengung, vorstellen. Jo Mann, so ein kleiner Scheisser muss ich auch mal gewesen sein.

Was jetzt völlig spekulativ ist, wie das Leben im Allgemeinen . Hää? Hat das jetzt was mit Tag zwei zu tun?

Nö, wie auch, ich erinnere mich ja auch nicht an Tag 2. So what?

Warum ich euch das erzähle? Keine Ahnung. Ich bin ja noch nicht mal sicher, ob es euch gibt, Und das Tagebuch ist ein schnöder Betrug. Ich konnte am Tag 2 sicher noch nicht schreiben. Die Erfindung von Textverarbeitungsprogrammen war noch in weiter Ferne. Gänsekiel und Tinte hätten auch nicht geholfen.

Nein, jetzt mal ehrlich. Dieses Tagebuch ist Lug und Trug. Ich erinnere mich nicht mehr und ich weiss es auch nicht.

Und ihr? Ja, jetzt guck nicht so, ja, ihr da draussen, ach Mist, okay, war ein Spiegel, also ihr meine Ichs, da draussen, die ihr in mir drin seid, oder auch nicht, könnt ihr mir helfen, rauszufinden, was ich sagen wollte?

Zumindest ist das Nein, dass mir von mir selbst entgegenbrettert, vielstimmig und machtvoll.

Tagebuch eines Nihilisten #1

Verdammte Kacke, ich kann mich nicht erinnern! Wahrscheinlich habe ich an Mutters Busen gesaugt, gierig, voll bio, lebensnah. Aber nein, wenn ich mich genau erinnere, und es sei klar gesagt, daran habe ich keine Erinnerungen, nur Geschichten aus zweiter und dritter Hand, dann wurde ich mit der Flasche aufgezogen.

Was vieles erklärt. Aber bei weitem nicht alles. Bei weitem nicht …

Okay, Tag 1, ich bin da, keine Ahnung wie, die neun Monate davor vergessen wir auch, genauso wie den Fakt, dass mein Vater eigentlich andere Pläne hatte …

Marlene, hatte andere Pläne, doch Simone de Beuavoire …

Also gut, ich bin da, muss da gewesen sein, wahrscheinlich, wenn ich nicht denke, dass jemand anderes mich gerade denkt, so what?

Ist das jetzt ein Satz? So richtig mit Subjektiv, äh Objektiv … , gibt es das überhaupt? Egal Subjekt, Prädikat, Objekt. So ging das doch, oder? Bloss am ersten Tag? Nee, nee, nee, da hatte ich noch keinen blassen Schimmer, was, wenn ich es recht bedenke, immer noch genauso zutrifft, aber egal …

Nen Satz, so richtig, also Sprache, hey Mann, am ersten Tag? Wie bist du denn drauf? Titten, hoch hängend und dann Plastiknippel, so sah mein Tag aus. Aus denen Nährflüssigkeit tropfte, der ich mich nicht widersetzen konnte. Es galt zu wachsen, zu leben, zu scheissen, zu furzen, zu sabbern, zu rülpsen und … noch lange nicht … zu denken. Hey, klar Mann, auch wenn jeder so tut, als wäre er oder sie oder es, wie ich just gelernt habe, gerade so, völlig fertig, aus dem Ei geschlüpft …

Wir wissen nix, wenn wir auf dieser Welt ankommen. Und das ist ja noch völlig okay, mal locker gesehen. Aber das wir immer noch nix wissen, wenn wir erkennen, dass wir früher oder später halt doch gehen müssen, na ja, dass ist jetzt schon etwas … wie sagt der Bauer … mager? Mager dieses nicht, vielleicht mager jenes, oder was?

Ma ehrlich, was hat das mit meinem ersten Tag auf dieser Welt zu tun? Zurecht mag man sich fragen, was will der Bursche uns sagen?

Und zurecht möchte ich anmerken, was spielt das überhaupt für eine Rolle?

Kannst du deinem Kind WIRKLICH mit Worten beibringen, dass eine Herdplatte heiss ist? Echt? Komm vorbei und zeig es mir. Sonst nehme ich dir das nicht ab.

Aber ja, erster Tag, weit davon entfernt, zu wissen, was Herdplatten sind, imaginierend im Alter, wie es denn so gewesen sein könnte … und alles reinhören … in sich … erinnern … … hilft nix, überhaupt nix – die Götter waren gnädig! Du hast einfach keine Erinnerung mehr!

Du weisst, es muss gewesen sein. Es scheint wahr zu sein, wenn du deine eigene Existenz (Wie willst du eigentlich sicher gehen, dass du eine Existenz hast?) als gegeben hinnimmst. Du bist, im Hier und Jetzt, und hast, vielleicht, ein Alter von <hier speziesspezifische Zeitskala einsetzen> oder so. In meinem Fall viel zu viele Jahre, das ist hier so das Mass. Einmal um die Sonne rum und fertig ist ein neues Jahr. Was immer das auch bedeuten mag …

Okay, wir sind jetzt mal ganz krass. Wir gehen einfach davon aus, dass es uns, mich, wer auch immer das ist, früher, irgendwann, irgendwie mal gegeben hat und gegeben haben werden wird. Oder so.

Ich bin jetzt einfach so da. Ein Fakt, der den Fakt fuckt. Echt Fakt.

Aber, ma ehrlich, seit wann wäre der Mensch von Irrationalität nicht begeistert gewesen? Wie auch nicht? Wenn alle Möglichkeiten verwehrt sind, rational zu sein?

TAG 1? Echt jetzt? Wann soll das gewesen sein? Als physikalische Präsenz begann ich als Spermie und Eizelle einen Bund fürs Leben eingingen. Sozusagen!

Und das war lange vor meiner Geburt. Und kaum gebohrt, hat es auch nicht geholfen. Ein Klumpen Fleisch, der aufgrund genetischer Programmierung einen völlig überhöhten Niedlichkeitsfaktor erhielt, nur um sicherzustellen, dass dieser Klumpen rülpsendes, furzendes und sonst wie agierendes Fleisch zur Erkenntnis kommt. Mit der man dann meist selten zufrieden ist. Aber immerhin.

Wo fängt Tag 1 an? Nicht bei der Geburt, soviel ist klar. Im Moment der Zeugung? Physikalisch korrekt. Aber ich? Ich, wie ich mich als das Ich verschiedener Ichs fühle? Und wann habe ich eigentlich angefangen, von mir in der Mehrzahl zu sprechen?

Tag 1 ist eine Idiotie. Mehr nicht.

Wahrscheinlich habe ich geschrieen als ich endlich da war. Aber wie verlässlich sind schon Augenzeugen? Es begann. Irgendwo. Irgendwie. Und jeder wird wahrscheinlich früher oder später merken: Es endet! Möglicherweise gerade jetzt. Okay. Sollte ja irgendwann auch mal genug sein … obwohl …

Vielleicht eines der wenigen Dinge, die uns als Mensch definieren. Wir bekommen nie genug!

Vorausgesetzt, es ist so, wie wir denken. Doch war es dann auch so, als wir noch nicht denken konnten? Wie sprach der alte Goethe aus dem Munde von Mephistopheles? Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht. Denn alles, was entsteht, ist wert, daß es zugrunde geht.

Rahmenhandlung – eine absurde Geschichte

Es begann … irgendwas unklar bezüglich dass etwas erst beginnen muss um zu enden … also es begann … zu der Zeit, als Menschen herumliefen, die nichts mehr liebten, als sich ihre dornenbesetzte Peitsche links und rechts über den Rücken zu knallen und voller Wolllust den Schmerz zu empfangen, also genau jene Leute, die entsetzt gewesen wären, wenn ihnen bewusst geworden wäre, dass dieses Ausüben ihrer Tätigkeit durchaus einen trivialen und geschichtlichen Hintergrund hatte …

… eine uralte überlieferte Kulturübung, seit man die Kleidung in kalten Gegenden erfunden hatte, weil der Haarwuchs nicht mehr genügte, genauer vielleicht, seit man auf die Idee gekommen war, dass man sich einen Säbelzahntiger, wenn erst einmal das Innerste entfernt war, problemlos über die Schulter legen konnte, was spätere Designer dazu inspirierte, diese Erfindung einen Schal zu nennen, kleiner Einwurf, heutzutage würde man SZT dazu sagen, aber Moden … sie kommen und gehen und überhaupt …

… natürlich nur in Gegenden, in denen annähernd Deutsch gesprochen wurde, es war ja insgesamt viel praktischer, dass jede Sprache ihr eigenes Wort dafür hatte, damit auch ja keine Langeweile aufkommt, ich mein, wer will schon wirklich immer wissen, was der andere so genau mit diesem Wort meint … Aber halt!

Ich schweife ab. Wo waren wir? Nun, die Erfindung des Schals und die damit einhergehende Kultur, ich meine, jedem Idioten sollte doch klar sein, wer einen Schal braucht, bei dem ist es nicht immer warm, oder, aber wie auch immer, egal, also zu uralten überlieferten Kulturübungen zurückkehrend, natürlich, wenn es nun mal kalt war und keiner wusste, lag es jetzt an dem Schal oder lag es an dem Wetter, Henne oder Ei, sie kennen das, oder auch nicht …

… also, es war doch ganz klar, zumindest wenn es draussen schneite und stürmte, also genau so mittelkalt war, dass solcherlei Dinge passieren können, also, können sie sich das überhaupt vorstellen? Oder sind sie immer nur in geheizten Räumen oder Röhren unterwegs? Hey, mal ehrlich, wer von euch hat in dem letzten Jahr eine Schneeflocke gesehen? Also so richtig gesehen? Nicht so verächtlich von der Jacke abgestreift? Könnte es sein, dass ich schon wieder abschweife.

Aber nein, genau diese Schneeflocke, jetzt benehmen sie sich nicht so, als wären sie im Kindergarten, ja, genau da! Wie das Kaninchen vor der Schlange, wenn die Oberaufseherin kommt, wie auch immer das genderkorrekt zur Zeit auch heissen mag. Locker bleiben, es geht doch nur um Schneeflocken. Und was das für Folgen haben kann. Wo war ich?

Ach ja. Also damals, ich meine wirklich dieses damals, als sie noch nicht geboren waren und zu Recht mögen sie sich fragen, woher ich das dann weiss, aber die Auflösung dafür verrate ich in einem speziellen Vortrag nur für eingeweihte Gäste, Tickets, sofern es noch welche gibt, können sie am Eingang für ein bescheidenes Honorar erhalten, zurück, die Schneeflocke – haben sie sich jemals eine solche Schneeflocke näher angesehen?

Ja nee is klar, auf Youtube und Netflix. Sie kennen dann halt auch nicht das typische – äh halt, woher sollten sie das kennen. Ich meine das Haus wird doch sowieso von Robotern gesaugt und gewischt … ach bei ihnen noch nicht? Da weiss ich jetzt aber auch nicht, ob ich das Pech oder Glück nennen soll. Ach sie haben noch eine Mutter oder einen Vater der hinterher wischt, auch okay, funktioniert. Definitiv.

Wie blöd Eltern manchmal sein können, aber ja, das setzt ja schon mit der Babyphase ein, einmal gefangen, immer gehangen, aber, ja, wie sie schon selber merken, das tut natürlich nichts zum Thema. Schneeflocken, die an die Jacke klopfen, nein, denen ein Einreiseverbot von höchster Stelle erteilt wurde.

Hey sie da drüben, ich kann sie denken hören und ja, ich komme jetzt endlich zu dem Punkt. Auch wenn ich immer noch keinen Rahmen für die Handlung gefunden habe, die gleichwohl eine uralte überlieferte Kulturpraxis ist, die nicht nur in kalten, sondern auch in staubigen Ländern gern praktiziert wird und, wie ich darauf hinweisen mag, überhaupt nichts damit zu tun hat, sich den Rücken mittels dorniger Peitschen blutig zu schlagen.

Ich meine was machen sie, wenn sie irgendwo eingeladen sind und den Schnee, den Staub nicht ins Haus schleppen wollen und zufälligerweise, wer hätte damit rechnen können, auch noch einen Schal dabei haben. Na? Jetzt gucken sie nicht so … echt jetzt? In einem Einkaufscenter gross geworden, in dem einem in der Schleuse der Dreck von der Kleidung geblasen wird?

Okay, kann ja mal passieren. Also, wenn sie nicht wissen was ein Schal ist und ihnen im Kindergarten auch niemand dieses spezielle Wissen beigebracht hat, es ist wie eine von diesen vorher erwähnten Peitschen, nur ohne Dornen, breiter, flauschig und in manchen Fällen sogar angenehm ohne zu kratzen. Sicher ich kann natürlich jene verstehen, denen der kratzige Schal mehr Folter war als eine Dornenpeitsche, zumal meist die Unterwäsche aus dem gleichen Material gefertigt wurde, egal, ich nehme jetzt mal an, ihr wisst was ein Schal ist, sein könnte oder könnt es euch zumindest annähernd falsch vorstellen.

Nun, tata, Auflösung der Rätsels … aber hey, war das überhaupt ein Rätsel? Könnt ihr euch immer noch noch diese typische uralte überlieferte Kulturhandlung vorstellen, mit der man, unter Zuhilfenahme eines Schals … nein, wie oft soll ich das noch sagen, es hat eben nix mit Peitsche zu tun, dass ist nur, naja, wie sag ich’s meinem Kinde, eine uralte überlieferte Kulturhandlung, die etwas, vielleicht etwas zu stark, aus dem Rahmen gefallen ist und sozusagen selbst zu Handlung wurde.

Nee jetzt, nicht blöd schauen, den Schal nehmen! Oder irgendeinen Gegenstand oder ein Wesen in der Nähe, dass sich als selbiges eignet und natürlich auch Willens ist, am besten man fragt das Wesen erst nachher, wenn es noch betäubt ist und fügt hinzu, sag einfach ja, also … man nehme diesen Schal und schlage ihn sich bitte einmal links und einmal rechts über die Schulter um all den Dreck loszuwerden, den man nunmal nicht mit den Händen erreichen kann.

Ja, schau nicht so, klar, ich sagte doch, eine uralte, überlieferte Kulturtechnik … hey du da, sag mal bin ich hier im Kindergarten oder hat die Handlung keinen Rahmen?

Götter …

Der Gott der Widerspenstigkeit
der … der tut mir jetzt schon leid
Wenn ich ihn einst werd‘ sehen
Wird ihm das Lachen wohl vergehen

Prometheus‘ Schicksal wird wie Urlaub ihm erscheinen
Wenn Faust und Zorn in seiner Fratze sich vereinen
Doch das wird nur ein Zeitvertreib
Ich rück ihm richtig auf den Leib

Was er auch anpackt, ich bin da
Versau es ihm, ganz wunderbar
Lass‘ nie nicht zu, dass ihm gelinge
Und bin dabei noch guter Dinge

Ein Sticheln hier, ein Scheitern da
Vielleicht wird ihm dann endlich klar
Wie es sich anfühlt all die Zeit
Wenn Widerspenstigkeit ihn stündlich freit

Was? Solch Gott hat’s nie gegeben?
Ach wart’s nur ab, dann wirst auch du’s erleben
Der Mensch, dass ist doch sonnenklar
Erschafft die Götter, macht sie wahr

Kein Gott würd‘ wandeln in der Welt
Wenn Mensch dem Gott nicht Treue hält
Wenn Glauben nicht den Gott erschafft
Und ihn erfüllt mit Menschenkraft

Ach nee, du glaubst es nicht, na und?
Vielleicht gab’s ja ’nen Götterschwund …
Drum schaff‘ ich mir, vermittels Leid
Den Gott der Widerspenstigkeit

Wenn du ihn siehst, wirst du’s erkennen
Du kannst ihn gern auch anders nennen

Einsamkeit

Einsamkeit
in Zeit gegossen
Bernsteinträne
nicht verflossen

Seelenbaum ächzt stark
im Wind
spürt wohl schon
des Sturmes Kind

Kaum noch
ein Vogel im Geäst
Der seine Stimm
erklingen lässt

Der Winterhauch
mit Frost wohl naht
Wie er es
schon immer tat

Fröhlich Zwitschern ist verklungen
der Himmel grau in grau getönt
Ach, was hab ich doch gerungen
und mich an manchen Schmerz gewöhnt.

Vielleicht …

wenn ich den Schmerz verhöhne
einsam, kräftig, schmerzvoll töne …

Könnt ich wohl … anders …

… einsam sein

Inmitten fremdvertrauter Menschen
fröhlich feiernd

doch allein.

Das gefühlte Bruttoinlandsprodukt

G-BIP – das gefühlte Bruttoinlandsprodukt

Zielsetzung:
  • Einbeziehung der Vermögensverteilung in die wirtschaftliche Masszahl.
  • Ermittlung der Wahrscheinlichkeit für soziale Zufriedenheit oder Unzufriedenheit.
Annahme:
  • Das BIP korrelliert mit der Vermögensverteilung. Vermutet wird eine Korrelation gemäss einer Normalverteilung.
Benötigte Masszahlen:
  • BIP oder ein Äquivalent bezogen auf ein Gebiet
  • Gini Koeffizient (Gini) für den Bereich des verwendeten BIP
Berechnung:
  • BIP * (1 – Gini) = G-BIP (gefühltes BIP gesamt)
  • G-BIP / BIP = G-BIP Index (Index für die soziale Zufriedenheit)
Prognosen/Vermutungen:

Sozialer Zerfall beginnt: ±4σ
Soziale Zufriedenheit kritisch: ±2-3σ
Soziale Zufriedenheit gut: ±0-2σ

Mögliche Werte:
Sozialer Zerfall beginnt: < 0.15 > 0.85
Soziale Zufriedenheit kritisch: (>= 0.2 <= 0.4) (>= 0.6 <= 0.8)
Soziale Zufriedenheit gut: > 0.4 < 0.6

Bewertung:

Je höher der Gini Koeffizient ist, desto ungleicher ist die Verteilung des Vermögens. Beim Wert 1 ist das Vermögen in einer Hand, das gefühlte BIP gleichsam 0 für alle ausser der Person, die das Vermögen besitzt. Bei einer hohen Gleichverteilung des Vermögens nähert sich daher das G-BIP dem ursprünglichen Wert. Es kann angenommen werden, dass jeder dann mehr partizipiert, da jeder mehr aus dem Kreislauf entnimmt und, im günstigsten Falle, wieder in gleicher oder höherer Menge dem Kreislauf hinzufügt.

Das gefühlte BIP kann derzeit noch nicht als realer Wert im Sinne der Kaufkraft verstanden werden, obwohl Untersuchungen möglicherweise zu dem Ergebnis kommen könnten, dass hier eine Relation besteht. Falls man eine Relation zur Kaufkraft herstellen möchte, ist es mindestens, neben anderen Punkten, die mir noch nicht klar sind, notwendig, dass die Güter in die Rechnung einbezogen werden, die jeweils eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erst ermöglichen, seien es heute Smartphones, Zugang zur Vernetzung etc. und morgen irgendetwas anderes. Diese sind zusätzlich zu den elementaren Grundbedürfnissen in komplexeren Gesellschaften einzubeziehen.

Im Bezug auf eine längere historische Betrachtung kann als relativ gesichert angenommen werden, dass ein zunehmende Kumulation von Macht, Besitz, Geld, was auch immer in den jeweiligen Gesellschaften dominant war, jeweils zu einer zunehmenden Instabilität der Gesellschaft geführt hat. Insofern ist der G-BIP-Index ein Instrument um die Instabilität einer Gesellschaft zu bewerten und mögliche Zerfallsprozesse zu ahnen. Die Voraussage wird dadurch behindert, dass uns kaum Rohdaten aus den geschichtlichen Ereignissen rund um den Aufstieg und Fall von Imperien vorliegen. Allenfalls können hier Mutmassungen und Annahmen getroffen werden.

Um die Anwendung zu verstehen, sind ebenfalls die Gruppendynamiken zu berücksichtigen. Es braucht 5% einer Menge, um die Menge zu beeinflussen. Diese 5% werden selten in einem Gebiet zu finden sein. Dies sollte jedoch nicht als unmöglich erachtet werden. Hier könnte die Granularität der Rohdaten für das BIP ausschlaggebend sein, um gebietsspezifisch soziale Gefahren oder Fehlentwicklungen tatsächlich zu entdecken.

Es kann daher angenommen werden, dass der G-BIP Index schon relativ niedrig sein muss, um zu sozialen Spannungen zu führen. Im Umkehrschluss muss er damit natürlich weniger hoch sein, um soziale Spannungen zu entschärfen. Dieser Gedanke hat zu den Annahmen geführt, dass ein G-BIP Index zwischen 0.4 und 0.6, bzw. für ±0-2σ bereits eine stabile Gesellschaft kennzeichnet.

Da es durchaus denkbar ist, dass ein hoher G-BIP Index ebenso problematisch wird, wie ein zu geringer, wurde auch dies berücksichtigt. Extreme haben es nun mal an sich, extrem zu sein. Egal in welche Richtung.

Gültigkeit:
  • Gilt, solange Geld im limbischen System einen stärkeren Reiz als etwas anderes ausübt.
  • Gilt, solange Währungen konvertierbar und Vermögen messbar sind.
  • Gilt, solange Waren, Güter, Immobilien etc. in Geld bewertet werden können.
  • Gilt, solange die Abweichung der angenäherten Zahlen innerhalb einer Normalverteilung (±2σ) liegen.
  • Gilt, solange die Verfahren zur Ermittlung der Zahlen auf den gleichen Daten beruhen.
Einschränkungen:
  • Die Genauigkeit der Zahlen ist im Gegensatz zu Physik nur insofern relevant, dass die verwendeten Zahlen eine Annäherung an die Realität darstellen und die Abweichung unter ±2σ liegt.
  • Da menschliche Gemeinschaften immer auf variablen Werten beruhen, die sich im Laufe der Zeit ändern können, müssen die Gültigkeit und die verwendeten Verfahren zur Erstellung der Daten immer wieder einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Die Verwendung von unverfälschten ungefilterten Rohdaten wäre allem anderen vorzuziehen, dürfte aber in der Praxis immer noch schwer machbar sein.
  • Die Beschaffung der Daten für den Gini Koeffizienten und das BIP eines Gebietes wird als schwierig und problematisch erachtet. Statistische Ämter und Veröffentlichungen sind eine Notlösung, wenn die Rohdaten nicht zur Verfügung stehen.
  • Je grösser das Erhebungsgebiet, desto mehr Ausgleichseffekte können auftreten (z.B. zwei Gebiete mit gegensätzlichen Extremen sind in der Gesamtbetrachtung nicht mehr sichtbar, bzw. heben sich gegenseitig auf).
  • Es bestehen die jeweiligen Einschränkungen, die für die jeweilige Grundlage der Berechnung eines BIP oder Gini gelten (Abweichungen, Ungenauigkeiten). Es ist davon auszugehen, dass sich Ungenauigkeiten in der Messung von Gini und BIP, so sie nicht auf der gleichen Datengrundlage stattfinden, gegenseitig verstärken oder abschwächen. Es kann nur dringend darauf hingewiesen werden, dass beide Werte die gleichen Rohdaten zur Ermittlung benutzen.
Bis dato ermittelte Zahlen:

Die Spalte „zufrieden?“ ist der G-BIP Index in Prozent, die Spalte „unzufrieden?“ der Kehrwert. Ob diese Annahmen so richtig sind, ist noch zu beweisen.

BRD Gini BIP in Mrd G-BIP in Mrd zufrieden? unzufrieden?
2000 0.667 2116.48 704.79 33.30% 66.70%
2014 0.760 2932.47 703.79 24.00% 76.00%
2016 0.789 3144.05 663.39 21.10% 78.90%

Es kann angemerkt werden, dass zumindest diese eingeschränkte Auswahl an Zahlen durchaus mit dem Gefühl der Bevölkerung zu korrelieren scheint, dass trotz Wirtschaftswachstum die Situation eher schlechter als besser eingeschätzt wird.

Interessant ist auch der Effekt des Gini Koeffizienten auf die Zufriedenheit, den G-BIP Index. Obwohl das G-BIP zwischen 2000 und 2014 relativ stabil geblieben ist, zeigt der G-BIP Index, dass hier eine massive Verschiebung stattgefunden hat. Die Grösse des G-BIP ist also unrelevant, solange sie nicht im Bezug zum BIP steht. Das heisst weiterhin, sollten alle Annahmen stimmen, dass ein Wachstum überhaupt nicht notwendig ist, um soziale Zufriedenheit zu erreichen und zu halten. Lediglich die Umverteilung des BIP ist relevant.

[work in progress – weitere Daten folgen]

Muss ein Philosoph verrückt sein?

Eine leichte Frage, die man ohne zu zögern mit einem eindeutigen Ja beantworten kann, flüstert mir meine Hybris ins Ohr.

Ich werde euch auch sagen warum, flüstert sie weiter.

Verrückt ist nicht dasselbe wie irre oder wahnsinnig. Wie die Wörter in ihrer Bedeutung schon aussagen, kommt irre oder Irrsinn klar von irren, insbesondere sich selbst. Wahnsinn erläutert sich auf die gleiche Weise, man hängt einer wahnhaften Idee an, ist fixiert auf diese.

Dagegen ist verrückt, wenn man es richtig liest – ver-rückt – erst einmal eine wertfreie Feststellung, die einfach eine Aussage über den gedanklichen Standort einer Person im Verhältnis zur Gesellschaft macht. Wer aus den normalen Denkschemata herausfällt, sozusagen in seiner Position verrückt wurde, hat einfach eine andere Perspektive auf die Dinge. Ob diese Sichtweise richtig ist, sei dahingestellt, denn auch wenn sich eine Mehrheit einig ist, so bedeutet dies doch nicht, dass ihre Perspektive richtig ist.

Wobei wir noch einen Schritt weiter gehen müssen. Denn richtig und falsch sind tückische Begriffe. Was dem einen in dem entsprechenden Zeitalter als richtig erschienen ist, erschien dem anderen in einem anderen Zeitalter falsch. Richtig und falsch kann man zwar versuchen, auf das Individuum abzustellen, und behaupten, alles war solange richtig, solange das Individuum durch die Folgen seines Handels nicht zu Tode gekommen ist. Doch hier mag jemand mit der Perspektive Gattung gut und gern behaupten, dass dem nicht so wäre. Denn wenn das Handeln eines Einzelnen den Bestand der Gattung gefährdet, dann kann dies kaum richtig sein. Und wie wir schon erkennen können, liegt die Crux in der letzten Behauptung darin, dass für eine solche Beurteilung Zeiträume vergangen sein müssen, die unser Lebensalter überschreiten.

Soviel in Kurzfassung zum Thema richtige Perspektive. Es gibt keine. Temporär kann eine Perspektive gewinnbringender sein, für das Individuum, für die Gesellschaft, für die Umwelt, für was auch immer, langfristig wird es nie DIE EINE richtige Perspektive geben. Ich wage sogar zu behaupten, dass mit der Vielzahl der Perspektiven eine bessere, aber nicht vollständige und erst recht nicht richtige Wahrnehmung der Welt möglich sein kann.

Zurück zum Thema, warum sollte gerade die Andersartigkeit der Perspektive ein MUSS sein? Für einen Philosophen?

Nun, ich stelle mich rotzfrech hin und behaupte, hätte ein Philosoph die gleiche Perspektive wie die Mehrheit, ohne alternative Sichtweise, die ihn aus den Mehrheitsperspektiven isoliert (seien wir ehrlich, die Mehrheit hat nicht nur eine Sichtweise, aber es gibt kulturelle Abmachungen, die bestimmte Perspektiven als vorherrschend kennzeichnen – um nur ein paar Perspektivdissonanzen aufzuzeigen, haue ich einfach mal die Schlagwörter 9/11, Kollateralschaden, friedenssichernde Massnahmen, Impfpflicht, Massentierhaltung … in die Runde), ihn oder sie oder es quasi ver-rückt macht, so hätte er keinen Grund, überhaupt über die gängigen Perspektiven nachzudenken. Noch nicht einmal, sie anzuzweifeln.

Denn was so euphemistisch als Liebe zur Weisheit daherkommt, ist doch letztendlich nur die Unfähigkeit oder der Unwillen zur Machtergreifung.

Hoppala, wird jetzt vielleicht der ein oder andere anmerken, dass war jetzt aber ein weiter Sprung. Und ich werde darauf antworten, ja, das war er.

Um das zu erläutern, hole ich noch etwas aus. Ich behaupte nicht nur, dass Philosophen verrückt sind, sondern auch alle, die erfolgreich die Macht an sich reissen oder es überhaupt versuchen. Seien es Könige, Despoten, Händler, Unternehmen, wer auch immer. Allen ist gemein, dass sie eine andere Perspektive, eine andere Sichtweise, etwas erkennen lässt, dass den anderen augenscheinlich verborgen bleibt. Und das sie versuchen, mehr oder weniger erfolgreich, diese neue Sichtweise zu ihrem Vorteil auszunutzen und somit auch nur den animalischen Trieben frönen, die da heissen: Ich wär so gern ein Alphatier!

Nehme ich also an, dass meine abenteuerlichen Behauptungen auch nur halbwegs stimmen würden, dann kann daraus nur geschlossen werden, dass Philosophen aufgrund ihrer Verrücktheit die Möglichkeit zur Machtergreifung hätten (ich glaube, es gab mal einen, der das demonstriert hat, in wirtschaftlicher Hinsicht, man frage Precht zu den Details – und nein, es war nicht Locke, wenn man den moralischen Begriff verwenden mag, kann man ihn zu den gefallen Philosophen zählen, zu denen, die einen Glauben etabliert haben), sie aber (möglicherweise bewusst) nicht nutzen. Ob es sich jeweils um Unfähigkeit, Unwillen oder ein Mischung aus beiden handelt, möge jeder Philosoph mit sich selbst ausmachen.

Letztendlich ist ja die Ratsherrenposition und nirgendwo anders ist die Philosophie zu verorten, mit all ihren idealen Staaten und Gedanken, wie man es besser und effektiver machen kann, die weitaus ungefährlichere Position, als die des Alphatierchens. Der Hauptzorn gilt dem Alphatier, wenn etwas schief geht, nicht dem Einflüsterer, sofern das Alphatier nicht schlau genug ist, den Einflüsterer als Schild zu benutzen und der Einflüsterer dumm genug, dies mit sich machen zu lassen. Selbst die Naturwissenschaften, Abkömmlinge der Philosophie, dienen hier im Wesentlichen nur als Maschinen zur Generierung neuer Perspektiven für die Mächtigen oder die, die es werden wollen. Da sie sich derzeit nicht direkt in der politischen Schusslinie befinden, im Moment noch die cleverste Position, aus evolutionärer Sicht gesehen.

Doch, wie die Geschichte bisher zeigt, fehlt es im grossen und ganzen an moralischer Verantwortung gegenüber der eigenen Gattung, was Erfindungen respektive neue Sichtweisen betrifft. Obwohl das geschichtliche Wissen mehr als nahelegt, dass jede Erfindung primär zu militärischen Zwecken eingesetzt wird, bzw. das Militär das erste ist, welches die militärische Eignung prüft, stellte sich zu keiner Zeit ein Umdenken ein. Was ob der kriegerischen Natur des Menschen auch nicht zu erwarten ist.

Und auch das gehört dazu, ver-rückt zu sein. Nicht zu erkennen, welche Folgen die eigene Perspektiven auf andere Menschen oder einen selber haben wird. Ob wir jetzt Aristoteles, Sokrates, die Sagengestalt Jesus, Newton, Einstein oder wen auch immer nehmen. Erkenntnis kommt nun mal danach. In einem Universum, in dem die Zeit nur in eine Richtung fliesst und die Lebenserwartung begrenzt ist, ist so etwas zwangsläufig. Und andere Sichtweisen führen zu anderen Schlussfolgerungen, insbesondere, da der Mensch ja nur von sich selbst auf andere schliesst, bzw. nur schliessen kann. Was oft schon fatale Folgen gehabt hat.

So, Schluss mit den Verrücktheiten. Legen wir das verrückte Thema als kleinen Denkanstoss an die Philosophie beiseite.

Ich selbst würde ja nicht soweit gehen, mich als Philosophen zu bezeichnen. Ich denke einfach nur verquere Gedanken und bin möglicherweise ziemlich verrückt. 😉

Zu guter Letzt, wie immer, dass war alles nur eine Gute-Nacht-Geschichte. Kein Wort davon stimmt und jedes Wort ist wahr. Wie sollte es auch anders sein?