Lokremise – Sonntagsbrunch

Heute mal wieder in der Lokremise gewesen. Sonntagsbrunch nennt sich das und wer schon mal in Berlin oder Paris brunchen war, muss seine Erwartungen weit herunterschrauben. Sicher nicht, was den Preis angeht, da führt die Lokremise ganz klar.

Nun denn, ich hatte meine Erwartungen entsprechend nivelliert und begab mich frohen Mutes zum Brunch. Ein Brunch des Schreckens, wie sich herausstellte. Da half es auch nichts, dass der Ober ständig fragte, ob alles gut sei. Gemäss Schweizer Tradition, in der man selten die Wahrheit sagt und man stattdessen die Faust im Sack ballt, antwortete ich freundlich „Ja“ oder „Jaja“. Wer weiss, dass „Jaja“ auch eine nette Umschreibung von „Leck mich“ ist, erkennt den subtilen Galgenhumor.

Wo fangen wir an? Der Eierkocher hatte zu wenig Wasser, also kein Frühstücksei. Die Rühreier waren schon so alt, dass sie langsam hart wie altes Baisser waren, wenn sie sich überhaupt aus der Pfanne lösen liessen. Der Speck kann gut und gerne als antik und zu hart, um zerbrechlich zu sein, bezeichnet werden. Die Möglichkeit sein Brot zu toasten gab es auch nicht mehr. Ansonsten das Gefühl von vertrauten Resten vom Vortag. Betonung auf Resten, denn gut gefüllt sieht anders aus. So frisch, wie ein alter Schuh, den man aus dem Fluss geangelt hat.

Die Bedienstete aus der Küche, die immer wieder schaute, ob irgendetwas fehlt, schien auf allen Augen, einschliesslich der Hühneraugen, blind zu sein. Professionell ignorierte sie alle leer werdenden Schüssel und Pfannen. Zumindest dies sollte als Leistung gewürdigt werden.

Ich kam um 12 Uhr. 14 Uhr ist offizielles Ende. Wenn man ab 12 Uhr nicht mehr nachfüllt, dann ist 12 Uhr das Ende, nicht 14 Uhr. Nicht, wenn man 54 CHF dafür liegen lassen muss. Soviel Prosecco kann man gar nicht trinken, um sich über diese Verhohnepipelung eines „Brunchs“ hinwegzutrösten.

Es war ja noch nie besonders „gut“, höchstens im Rahmen der Schweiz, aber da kann jedes Hotel mit mehr als drei Sternen auch mithalten. Wenigstens war es früher mal frisch und es wurde dafür gesorgt, dass das Brunch gut gefüllt und gewartet wurde.

Die heutige Erfahrung jedoch verleitet mich zu dem Satz:

Schon lange nicht mehr so schlecht gebruncht, aber dafür werde ich dieses Experiment auch für lange Zeit nicht mehr wiederholen.

Resümee: Keinesfalls empfehlenswert!