Der Fall des Patriziers.

StachelbeereAM

Vetinari war nicht gerade erbaut gewesen, um es milde auszudrücken, als Mumm darum bat, dem Kobold aus seinem DisorganizerTM, den er Stachelbeere1Wie in Klonk! (engl. Thud!) erläutert wird, hiess das Disorganizer-Modell Fünf StachelbeereTM und Mumm hatte sich nie die Mühe gemacht, die Bedienungsanleitung vor ihrer Vernichtung zu lesen. nannte, auch wenn der Kobold auf [Hier bitte Namen einfügen] bestand, formell die Bürgerrechte zu erteilen.

Nicht das er weniger Bürgerrechte hatte als ein durchschnittlicher Bürger Ankh-Morporks. Viele hatten noch nicht mal den Komfort eines Kastens in dem man, möglicherweise, schlafen konnte. Kobolde waren einfach zu nützlich, als das man sie mit formellen Rechten beschweren sollte.

„… und da bist du dir völlig sicher?“

Vetinari sah ihn mit einer hochgezogenen Braue amüsiert und fragend an.

„Herr …“

Das war immer eine gute Antwort, die alles offen liess. Insbesondere wenn man den Blick knapp über Vetinaris Kopf gerichtet hielt.

Schweigen füllte den Raum wie ein aufgehender Hefeteig, der in Mumm einige Erinnerungen wach rief. Völlig unerwartete Fensterstürze, zufällig fallendes Zwergenbrot, überraschend zielsichere Wagenräder und durch sonstige plötzlich verfügbare Gegenstände unerwartete und unerklärliche Zerstörungen diverser DisorganizerTM Modelle. Nicht alle Kobolde hatten dies gut überstanden. Sybils diskrete Hinweise waren schon schlimm genug gewesen.

“ … natürlich würden die Rechte erst ab dem Zeitpunkt der Verfügung gültig …“

Die Bemerkung schwebte bleiern im Raum und Mumm fragte sich wieder einmal wie gut Vetinari Gedanken lesen konnte oder wodurch er sich verraten hatte.

„Und was schlägst du vor bezüglich der anderen Kobolde?“

„Herr …“

„Ich kann ja kaum nur einem Kobold die Bürgerrechte zugestehen. Insbesondere da sich dein Kobold noch nie in besonderem Mass verdient gemacht hat. Da lässt sich schlecht mit einer Ausnahme argumentieren.“

„Die Sache ist die, Herr …“

„Sybil hat ein sehr grosses Herz und ein noch grösseres Durchsetzungsvermögen würde ich meinen.“2Im Gegensatz zu anderen Frauen, deren Macht sich nur auf die Ehemänner erstreckte, verstand es Lady Sybil sehr gut, allen Männern das Gefühl eines Ehemanns zu geben. Jedes Argument wurde mit absoluter Präzision und Eleganz in ein Argument verwandelt, das bei den Betroffenen das Gefühl auslöste, völlig im Unrecht und auch der Gnade von Lady Sybil ausgeliefert zu sein. Die Käsedicks waren eine Familie, die auf sehr viele robuste und energische Frauen zurückblicken konnte.

„Ja, Herr!“

Die Wahrheit war immer ein sicherer Anker.

„Aber was werden all die Bürger sagen, wenn ihre Kobolde Arbeitsverträge und Überstundenzuschläge verlangen? Oder gar Ruhepausen?“

Manchmal war es besser wenn man gar nichts sagte.

„Nicht jeder verfügt über so viel Vermögen, wie ihr, euer Gnaden. Aber fast jeder verfügt heutzutage über einen DisorganizerTM. Das könnte grosse Teile der Bevölkerung verunsichern …“

„Nun, es könnte vielleicht auch grosse Teile der Bevölkerung wieder der Realität näher bringen. Möglicherweise könnte es auch weniger Unfälle mit Leuten geben, die ausser ihrem DisorganizerTM nichts mehr wahrnehmen. Ein Stau sorgt auch für Unruhe und nicht alles lässt sich mit Kobolden lösen …“

Vetinari blickte Mumm streng an und wollte gerade anfangen eine Frage zu stellen. Doch Mumm war schneller. Darauf war er vorbereitet.

„Zwei bis drei Unfälle pro Tag, im Schnitt. Meist zu den Hauptverkehrszeiten, Herr.“

Es war ein mieses Argument, dass wusste Mumm auch. Aber ein besseres hatte er nicht. „Sybil meinte …“ wäre kaum ein angemessenes Argument gewesen. Auch wenn es über ihnen schwebte wie eine drohende Gewitterwolke. Beiden war klar, dass die Unruhe, die Sybil verursachen würde, jeden Bürgerkrieg wie ein Picknick aussehen lassen würde.

„Wie viele Unfälle haben wir eigentlich, im Schnitt, an denen kein DisorganizerTM beteiligt ist?“

Genau das war der Schwachpunkt. Es war klar, dass diese Frage kommen musste. Vetinari wäre nicht mehr er selbst, wenn es anders gewesen wäre. Der ruhige Blick Vetinaris lag lauernd auf Mumm. Es machte keinen Sinn noch länger unter diesem Blick zu leiden.

„Um die dreissig, manchmal auch vierzig …“

„Pro Tag?“

„Ja, Herr.“

Vetinaris „Hmm…“ füllte den Raum wie Vanillesosse, drang in den letzten Winkel ein, füllte den Kopf und machte das Denken klebrig.

„Eigentlich sind sie doch einfach nur gern nützlich, die Kobolde. Sie werden unglücklich, wenn sie sich nicht nützlich machen können.“

Ein weiteres lauwarmes Argument. Obwohl es der Wahrheit sehr nahe kam. Stachelbeere, [Hier bitte Namen einfügen], stand genau deswegen der Sache eher skeptisch gegenüber. Er hatte nicht darum gebeten. Ganz und gar nicht.3Kobolde waren kleine Lebewesen, die üblicherweise erfreut waren, jemandem zu helfen. Weswegen sie so leicht und gern von anderen versklavt wurden. Zumindest von denen, die sie sehen konnten. Mit Ausnahme der Wir-Sind-Die-Grössten, die auch in Sache Grösse weit überdurchschnittlich waren und eine Kröte als Anwalt hatten. Sie waren klein, schnell und überaus effizient, brauchten allein aufgrund ihrer Grösse wenig Nahrung und konnten lange ohne Schlaf oder Ruhepausen auskommen. Ohne die Kobolde wären weder Holywood noch DisorganizerTM oder Fotografie möglich gewesen.

„Vielleicht weil sie noch nie die Freiheit eines Bürgers geschmeckt haben.“ wandte Vetinari ein.“

Von dieser Seite hatte es Mumm noch gar nicht gesehen.

„Nun, sofern Stachelbeere dies wünscht …“

Woher zum Kuckuck wusste Vetinari das, fragte sich Mumm verzweifelt. Er stand der Sache ja ebenfalls skeptisch gegenüber. Aber wenn Sybil sich etwas in den Kopf gesetzt hatte …

„Und sofern du das wünscht …“

Die Falle war also zugeschnappt. Mumm konnte jetzt nicht einfach mit einem Steingesicht warten und nichts sagen. Ein Rückzug war ebenfalls nicht denkbar. Dieser hätte ihn nur mit Lichtgeschwindigkeit an die häusliche Front geschickt. In einen Kampf, den er nur verlieren konnte.

Und was sollte es schon bringen, Vetinari tief in die Augen zu blicken, da er auch ohne Augenkontakt Mumm wie ein Buch lesen konnte. Was er auch jetzt wieder tat und Mumm zuvor kam.

„In diesem Falle werde ich mir das wohl noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Gibt es sonst noch etwas?“

Jede Menge, dachte Mumm, jede Menge. Die Stadt platzte aus den Nähten. Die Schatten schienen sich auf immer mehr Viertel auszubreiten. Alles musste immer schneller gehen und trotz oder gerade wegen der ganzen Klacker, DisorganizerTM, Briefmarken, Dollarscheine, Dampfmaschinen mussten immer mehr Leute noch mehr arbeiten, um am Ende des Tages noch weniger zu haben als gestern.

Ob er es wollte oder nicht, er fühlte sich alt, damals, sehr alt. Bis er alt wurde und lernte, wie es sich wirklich anfühlt alt zu sein. Noch mehr Geplauder dieser Art würde er heute nicht vertragen.

„Nein, Herr. Nichts Dringendes.“

Womit Mumm zumindest bei der Wahrheit blieb, die ihn betraf.

Ein unscheinbares Nicken verriet ihm, das er entlassen war. Was die Aussicht nicht besser machte. Was sollte er Sybil sagen? Das Vetenari darüber nachdenkt? Das er ohne greifbares Ergebnis nach Hause kommt? Das er zwischen Hammer und Amboss weichgeklopft wurde, statt zu hartem Stahl zu werden? Das er jederzeit als Polizist Vetinari verhaften würde, es wäre ja dann nicht mehr das erste Mal4In Die volle Wahrheit (engl. The Truth) muss Mumm Vetinari wegen mutmasslichem Mord verhaften. Während er in Wachen! Wachen! (engl. Guards! Guards!) Karotte gerade noch davon abhalten kann, den Patrizier wegen nicht eingehaltenen Verkehrsregeln zu verhaften., aber als Mann mit einem Wunsch, der nicht der seine war, an den schroffen Klippen des Patriziers beinahe zerschellt wäre?

Zu allem Unglück, wie er auf der Strasse feststellen musste, hatte er auch noch sein silbernes Etui vergessen. Das war es dann wohl mit dem Rauchen. Es musste Montag sein. Montage hatte er noch nie gemocht.

Seine zögernden Schritte Richtung heimwärts wurden jäh unterbrochen, als Karotte wie aus dem Nichts vor ihm auftauchte. Mit dem silbernen Etui. Es war wie verhext. Konnten alle seine Gedanken lesen?

„Ich dachte mir, dass du danach suchen würdest, als ich es in der Wache auf deinem Schreibtisch sah. Geht es dir gut, Herr?“

Ist das meine Kuh? schoss ihm ungefragt in den Sinn. Wie einfach erschien ihm doch das Kinderbuch, das er seinerzeit dem kleinen Sam vorgelesen hatte. Aber die Frage war auch hier und heute berechtigt. Denn: Es macht „bäh“, es ist nicht meine Kuh, es ist ein Schaf! Und da waren wir noch gar nicht bei dem Nilpferd, dass er so hervorragend imitieren konnte.

Er konnte es nicht verhehlen, dass es ihn schwer getroffen hatte, als der kleine Sam nach einem anderen Buch verlangt hatte. Gerade dann, als er richtig gut darin geworden war, scheinbar bedeutungslosen Worten eine Bedeutung zu verleihen.

„…?“ entsprach am Besten dem Ausdruck von Mumms Gesicht, das sich verzweifelt5Mumms Steingesicht war bekannt dafür, keine Beweglichkeit irgendeiner Art aufzuweisen. bemühte, die Form eines Fragezeichens anzunehmen.

Irgendetwas von ihm hatte [Hier bitte Namen einfügen] vernommen. Und als er wieder halbwegs die derzeitige Realität wahrnahm, bemerkte Mumm, dass Karotte und Stachelbeere gleichzeitig auf ihn einredeten. Verdammt, wo war ich gerade, dachte Mumm.

„Okay, bitte nochmal langsam zum Mitschreiben und einer nach dem Anderen. Ich bin ein fast schon alter Mann, kein Hyper-KlackerTM 6Da sich die Kobolde in jeder Hinsicht als nützlich erwiesen hatten, war man schnell darauf gekommen, dass man Klacker, viel einfacher und schneller mit Kobolden bedienen konnte. Ausserdem waren sie viel kleiner. Über die grossen Klacker liefen nur noch Überlandnachrichten. In der Stadt gab es auf vielen Dächern kleine Hyper-KlackerTM Stationen, die den städtischen Nachrichtenverkehr auffingen und weiterleiteten..

Offensive Verteidigung7Nicht offenbaren, dass man eigentlich gerade weggetreten war, sondern forsch etwas, z.B. eine Wiederholung, zu verlangen. Oft hatte dies eine nicht unbeträchtliche Wirkung. Jeder konnte noch einmal darüber nachdenken was er gerade gesagt hatte. Und allein herauszufinden, was man gerade gesagt hatte, kostete meist wertvolle Zeit, ohne das man wirklich noch wusste, was man gesagt hatte. Diese Zeit konnte man nutzen um wieder im Hier und Jetzt anzukommen. Abgesehen von den Erkenntniseffekten wie „Habe ich das gerade wirklich gesagt?“., so nannte Mumm es für sich.

Und woher kam eigentlich Stachelbeere, der auf der Schulter von Karotte hockte und nun so einen erbärmlichen Eindruck machte, dass Mumm ihm fast das erste Buch für den kleinen Sam vorgelesen hätte.

Karotte war da eher direkt und unerschütterlich. Er taxierte die Reaktionen von Mumm und fragte sich, ob dieser nicht langsam alt wurde. Früher hatte er sofort gemerkt, wenn er ihm etwas Unangenehmes berichten musste und es eigentlich nicht wollte.

„Nur rein aus Interesse, Hauptmann. Es ist nur das silberne Etui und mein albernes Bedürfnis eine Zigarre zu rauchen, welches dich so schnell hier hergetragen hat? Samt Stachelbeere?“

Ja, dachte Karotte, er kann es immer noch, aber er wird langsamer.

„Natürlich, Herr. Ich weiss wieviel dir daran liegt. Ich schätze der Inhalt ist eher zweitrangig. Und ich war nicht dabei um den Flieder tragen zu dürfen.“8Das Etui hatte dank der Hilfe von Lu Tze einen wesentlichen Einfluss darauf gehabt, dass Mumm seinerzeit nicht in das falsche Hosenbein der Zeit gerutscht war. Siehe auch Die Nachtwächter (engl. Night Watch).

Karotte Eisengiessersohn machte es jedem einfach leicht, ihn völlig zu unterschätzen. Selbst wenn man wusste, dass ein Mann, der sich als Zwerg begriff und eine solide Beziehung mit einer Werwölfin pflegte, alles andere als dumm oder naiv sein konnte.

„Und warum bist du hier, Stachelbeere?“

Karotte hatte einen entscheidenen Fehler gemacht. Einen Kobold mitzunehmen, der nicht über genug Phantasie verfügte um lügen zu können. Da half auch Karottes Pokergesicht rein gar nichts.

„Es ist schrecklich, Herr. Absolut schrecklich …“

Karottes mahnender Blick hätte sich wie Lava durch Detritus gefressen und Detritus in seinen Grundfesten erschüttert, aber um den kleinen Kobold schien der Blick einen enormen Umweg zu nehmen, so wie Licht um eine etwas zu grosse Sonne.

„… sie, sie … Herr, ich wusste es nicht. [Hier bitte Namen einfügen] wurde nicht informiert. Es heisst ich hätte Umgang mit den falschen Leuten. [Hier bitte Namen einfügen] wäre ja noch nicht mal aktiviert9Die Aktivierung erforderte auch, das dem Kobold ein persönlicher Name gegeben wurde. Da Mumm die Bedienungsanleitung sofort entsorgt hatte, war der DisorganizerTM offiziell bis jetzt nie in Betrieb genommen worden. Das er trotzdem funktionierte verdankte er der hilfreichen Seele des Kobolds.. Weshalb ich keinen Namen und keine Stimme habe, Herr. Einen Überläufer, Herr, so nannten sie mich, Herr. Sie haben nicht auf mich gehört. Wenn Hauptmann Karotte nicht gewesen wäre …“

Der mahnende Blick wechselte seinen Besitzer und richtete sich jetzt direkt auf Karotte.

„Hauptmann?“

Karotte gab vor einen Fleck auf seinem makellos glänzenden Brustharnisch zu entfernen. Mit einem Eifer der seinesgleichen suchte. Als ob der Blick sich durch den Brustharnisch gebohrt hatte.

„Wie ernst ist es, Hauptmann?“

Mumm konnte Karotte dabei zusehen, wie er Worte sortierte, verwarf, nach neuen Worten fahndete, wieder verwarf, bis er sich zu den Worten „Die DisorganizerTM.“ durchgerungen hatte.

Karotte hatte viel von Mumm gelernt. Auch dass es meist sehr klug war, wenn es brenzlig wurde, so wenig wie möglich zu sagen. Was ihm allerdings in Anwesenheit eines Kobolds so viel half, wie ein Zahnstocher, um damit einen Minengang abzustützen, der für Karotte die richtigen Proportionen10Karotte, von Zwergen aufgezogen, war fast eins neunzig gross und wurde von den Zwergen Kzad-bhat, Kopfstosser, genannt. Es gab kaum Zwergenminen, die die richtigen Proportionen für Karotte hatten. hat.

„Und die Bilderkasten, Herr. Die Hyper-KlackerTM, die … eigentlich alle Kobolde in Diensten, Herr. Sie streiken, Herr. Und wollen eine Gilde. Und Bürgerrechte. Und Arbeitsverträge. Die Wir-Sind-Die-Grössten haben ihnen ihre Kröte geliehen, Herr. [Hier bitte Namen einfügen] hat alles versucht. Aber sie wollen nicht hören. Keiner hört auf [Hier bitte Namen einfügen]. Keiner …“

Die verhaltene Kritik von Stachelbeere entging Mumm keineswegs. Aber was sollte so schlimm daran sein, dass die DisorganizerTM, Bilderkästen und Hyper-KlackerTM eine Weile lang nicht funktionierten. Otto Chriek war sicher nicht erfreut. Aber alle würden jetzt viel mehr vom Leben haben, wenn sie nicht ständig von DisorganizernTM umhergetrieben und von Personen wie Otto fotografiert wurden. Zumindest aus Mumms Perspektive.

„Ein paar Tage ohne Fotos von Otto, die die Wache nicht von ihrer besten Seite zeigen? Wo ist das Problem, Hauptmann?“

„Die Leute werden unruhig, Herr.“ war alles, was Karotte preisgab.

Vielleicht hatte er doch Einiges verpasst in letzter Zeit. Oder hatte es nicht sehen wollen. Selbst sein Sohn Sam lief dauernd mit einem dieser Dinger rum. Die neuesten Modelle wurden von mindestens vier Kobolden angetrieben, hatten einen integrierten Hyper-KlackerTM, konnten Bilder anfertigen und vieles mehr. Sein Modell war eigentlich schon ein Jahr nach dem er es nagelneu von Sybil bekommen hatte, für die nur das beste und neueste Modell gut genug war, hoffnungslos veraltet. Und die neuesten Modelle lagen soweit von seinen Vorstellungsgrenzen entfernt, dass er noch nicht einmal ein Gefühl dafür hatte, was man mit diesen Geräten anstellen konnte.

Wahrscheinlich ist mein stählerner Blick auch nicht mehr so gut wie früher oder Karotte ist besser darin geworden, diesem standzuhalten, dachte Mumm. In so einer Situation half nur die Flucht nach vorn.

„Karotte, bitte hilf mir zu verstehen. Warum werden die Leute unruhig?“

„Vielleicht ist es dir entgangen, aber heute benutzen alle ihre DisorganizerTM …“

Auch hier konnte Mumm nicht über den Hauch eines Tadels hinwegsehen, entschied sich aber dafür, besser erst ein mal zu Schweigen und der Dinge zu harren, die da noch kommen mochten.

„… für eigentlich fast alles. Auch die Wache …“

Mumms erste Reaktion war zu fragen, warum er davon nichts wusste. Aber er biss sich tapfer auf die Lippen und verschluckte die Frage ohne Aufsehen zu erregen.

„Liegt es daran, dass ich so ein altes Modell benutze?“

„Unter anderem, Herr.“

So verschlossen hatte Mumm Karotte noch nie erlebt. Unter anderem? Was war ihm noch alles entgangen?

„Erinnerst du dich an Holywood, Herr?“

„Die verrückten Alchemisten und ihre Filmvorstellungen? Ja sicher. Willst du sagen, der Wächter schläft wieder?“

„Nein, Herr. Wir brauchen heute keine Alchemisten mehr. Die neuen Modelle können alles aufnehmen und wiedergeben, als ob man seine eigene Filmvorstellung hat. Was ungemein nützlich für die Wache ist. Abgesehen vom Hyper-KlackerTM, mit dem ich jeden fast überall erreichen kann. Sicher, wir wussten damals auch wo Nobby oder Fred wahrscheinlich gerade waren. Aber wir sind jetzt fast tausend Leute in der Wache. Da wird so etwas schwierig. Ehrlich gesagt, wüsste ich im Moment nicht, wie ich meinen Dienst ohne DisorganizerTM auch nur annähernd ausüben könnte.“

Das kam einem Schlag in das Magendreieck gleich. Mumm musste sich erstmal von seiner Ahnungslosigkeit erholen. Wie weit weg war die Wache aus seinem Leben gerückt?

„Ausserdem nennt man die neuen Geräte jetzt SchmartiesTM. Mit W.A.H.NTM11Weitgehend Autonomes Hauskobold Netzwerkund B.A.H.NTM12Ballon Assistiertes Hauskobold Netzwerk.

Mumm hatte davon gehört. SchmartiesTM13Die Kombination aus DisorganizerTM, Hyper-KlackerTM und Mehr-Als-BilderTM. Bis jetzt hatte er dies für Süssigkeiten gehalten.

Karotte sah Mumms Gesichtsausdruck und entschied sich dagegen auch noch die integrierte K.I.14Kobold Intelligenz. Auch wenn viele Kobolde nur für mässig intelligent halten, was in den meisten Fällen zutrifft, so ist es doch nicht zu unterschätzen, was passiert, wenn man mehrere miteinander vernetzt. Man könnte es mit einer Schwarmintelligenz vergleichen. zu erwähnen.

Mumm dagegen fragte sich, warum alle in seiner Gegenwart die Dinger DisorganizerTM und nicht SchmartiesTM nannten. Der Patrizier wusste mit Sicherheit von den neuen Geräten und Funktionen. Und wie sie hiessen.

Meinten denn alle tatsächlich man könne dem alten Mumm dies nicht mehr zumuten? Sicher, er liess sich selten von Technik oder irgendjemanden beeindrucken. Und schon gar nicht beeinflussen. Bei der guten alten Polizeiarbeit war Technik im wesentlichen Verhör-Technik, Würgegriff-Technik, Stillstehen-Technik oder Ähnliches. Eine Form der Technik die er meinte, immer noch gut zu verstehen.

Hatten sie ihn bereits auf das Altengleis abgeschoben und er hatte gar nichts gemerkt? Hatte Vetinari von dem Streik gewusst? Es war absolut unvorstellbar, dass er nichts davon wusste. Im Gegenteil, er hatte es sogar erwähnt, Arbeitsverträge, Ruhepausen.

Fast wäre der Polizist in ihm erwacht, der der sagt, ich bin nicht im Besitz aller Fakten. Aber er wurde gleich wieder schlafen gelegt. Wenn Vetinari es wusste, dann hatte er bereits einen Plan. Mumm zündete sich zufrieden eine Zigarre an. Es war nicht mehr sein Fall. Es gab keinen Mord, keinen Diebstahl, nichts was in seine Kompetenz fiel.

Aber was wenn du der Plan bist, fragte der schläfrige Polizist in ihm? Es kann nichts schaden, ein paar Fakten zu kennen, auch wenn es offensichtlich politisch war. Allerdings war er als Herzog ebenso politisch, ob es ihm in den Kram passte oder nicht.

„Also gut, bringt mich zu ihnen. Wollen wir doch mal sehen, was sie zu sagen haben. Hauptmann, du holst Herrn Schräg15Bekannter Anwalt einer altmodischen Anwaltskanzlei namens Tagscheu, Schräg und Honigfleck. Er war Zombie, die beiden anderen Mitinhaber Vampire., Stachelbeere kann mir gewiss den Weg zeigen.“

Karotte versuchte die Wendung der Ereignisse zu verdauen, aber es blieb im keine Zeit dafür. Vielleicht hätte er doch die K.I. erwähnen sollen.

„Das war ein Befehl, Hauptmann.“

Als ihn Stachelbeere direkt zu Lady Sybils Gratishospital führte, wurde Mumm in mehrfacher Hinsicht mulmig. Mulmig war genau das richtige Wort, dass nicht nur sein Unbehagen beschrieb, sondern auch, pulverig, locker, den nicht vertrauenswürdigen Untergrund, auf dem er wandelte. Der sich mit Sicherheit auch noch als faulig und morsch herausstellen würde.

Was wusste seine Frau davon? Beherbergte er etwa Rebellen, ohne es zu wissen? Wusste er eigentlich noch, was in der Stadt vor sich ging?

Karotte schloss im Eilschritt zu ihm auf, den Anwalt, Herrn Schräg, fast mit sich zerrend. Man konnte förmlich sehen, wie erfreut16Die meisten Erfahrungen, die Herr Schräg mit Mumm gemacht hatte, hatten ihn in dem Glauben bestärkt, auf keinen Fall freiwillig eine Wiederholung zu verlangen. dieser war, Mumm und Stachelbeere zu sehen. Mumm hielt sich nicht lang mit Formalitäten auf.

„Du kennst den Anwalt der Wir-Sind-Die-Grössten?“

„Ja, Euer Gnaden …“

Eigentlich hält man es für völlig ausgeschlossen, dass ein Zombie, blutlos, wie er nun mal ist, erbleichen könnte. Allerdings passierte genau dies mit Herrn Schräg. Er schien auch gleichzeitig zu schrumpfen.

„Nur der Anwalt.“ versuchte Mumm ihn aufzumuntern, ohne jedoch den gewünschten Erfolg zu erzielen.

Ein Anwalt der Wir-Sind-Die-Grössten hatte neben juristischen Spitzfindigkeiten immer noch die Wir-Sind-Die-Grössten17Eine streitlustige, nahezu unbesiegbare, Koboldarmee, deren Mitglieder sich bereits für tot hielten. Näheres siehe Kleine freie Männer (engl. The Free Wee Men). als Ass im Ärmel.

Zudem vergessen viele zu rechnen, wenn sie Zahlen sehen. Wie es seinerzeit General Witzklaus elegant ausnütze, in dem er sagte:

„Wir rücken jeden Tag 130m vor, haben schon 15.000m18Dem Adjudant von Witzklaus war leider ein sehr kurzes Leben beschert, was im wesentlichen auf die Tatsache zurückzuführen war, dass er in seliger Unschuld „Weiss jemand die Quadratwurzel von 15?“ fragte. Zum Glück wusste dies keiner der Anwesenden und auch der Adjudant sollte nie die Lösung des Rätsels erfahren. TOD beschränkte sich auf „X2 = 15, X SOLLTE ERKENNBAR KLEINER SEIN, WENN ICH NICHT IRRE.“. Er wollte noch hinzufügen, nach meinem Gefühl so zwischen 3 und 4, eher 4. Aber die Seele des Adjutanten hatte es scheinbar eilig gehabt. Gelände erobert und müssen nur noch 3.87m2 befreien.“

Keiner hätte daraus geschlussfolgert, dass es 1:1 stand19Denn 15.000m sind immer noch 3.87m2.. Die Kröte war ein Meister im richtig rechnen und falsch darstellen. Von ihr hätte sogar Witzklaus etwas lernen können. Und Schräg wusste das nur zu genau.

Irgendwelche Mönche, wahrscheinlich von Om, es wäre dieser Religion mehr als zuzutrauen, dachte Mumm, intonierten in ein paar Gassen abseits ein vielstimmiges „Ora et labora“. Vielstimmig war ein weitaus besserer Begriff als harmonisch oder gar im Takt. Es hätte fast ein Kanon20Eine Form der intelligenten Vergewaltigung von Musik, der Wortsinn deutet auf Massstab, Richtschnur und Regel hin, die in der Musik nicht unüblich sind. Beim Kanon singt jeder sein eigenes Lied, welches zufällig das gleiche Lied des Nachbarn ist, nur ein intelligentes bisschen zeitversetzt. Jeder muss sein eigenes Metronom und seine eigene Melodie sein. Aber bitte quasi synchron mit allen anderen. Eine Musikform mit er-Effekt, also er-heiternd, er-haben, er-drosselnd … und un-Effekt, wie un-glaublich, un-fassbar, un-erträglich … werden können, aber einige Mönche schienen schon von drei Worten überfordert zu sein.

Also gut, dachte Mumm, dann betet mal, dass ich arbeite und nicht meinen Blick auf euch richte. Doch viel weiter konnte er nicht an die originellen Geräuscheffekte denken.

Tatsächlich kam ihm Sybil entgegengeeilt, man könnte auch sagen, sie verkörperte eine Armee, die im Gleichschritt, diszipliniert und zu allem bereit ihrem Gegner entgegeneilte. Das der Gegner zufällig der eigene Ehemann war, war nur so ein Marotte des Lebens und der Zeit.

Hinter ihr Klein-Sam, der im Schlepptau Kaitlyn mit sich führte. Es sah schwer danach aus, dass Kaitlyn die am wenigsten erfreute Person dieses Aufmarsches war. Und wahrscheinlich nur deswegen, weil sie mittlerweile wieder hochschwanger war, schnaufte wie ein Walross und mit einer stützenden Hand versucht, die Rückenschmerzen zu verscheuchen, die sich wie Krähen auf ihr niederliessen.

Ganz zu schweigen, von dem Atem, den sie gerade verzweifelt suchte.

Mit ernster Miene blieb Sybil vor ihm stehen.

Das schöne am Alter ist der Umstand, dass vieles verlangsamt wird. Egal ob es einem beliebt oder nicht. Mumm hatte noch ein Quentchen Zeit, denn mit unerbittlicher Exaktheit erkannte er, dass Sybil erst einmal wieder zu Atem kommen musste. Das Keuchen war ein mehr als deutlicher Hinweis.

„Bin ich in Schwierigkeiten?“ eröffnete Mumm das Match. Und der Schiedsrichter lässt Vorteil gelten.

„Du …“ keuchte Sybil, „… du kommst am Besten einfach mit.“

Die erschreckende Einfachheit der Wortwahl liess keinen Zweifel daran, dass langer Rede nicht nur kurzer Sinn, sondern, in dieser Situation, absoluter Unsinn war. Sein Ehegatten-Radar war auf vollen Empfang gestellt und, ohne zu wissen wie ihm geschah21Natürlich wusste er genau, was ihm geschah, er war schliesslich ein aktives Element in dem Geschehen, aber oft zahlte es sich aus, Unwissenheit zaghaft anzudeuten, mit einer Zaghaftigkeit die durchaus bereit war, einen Anwalt ins Spiel zu bringen., folgte er Sybil, die sich, immer noch keuchend, auf genau den Weg machte, der unberedt sein Ziel gewesen war.

Als ob alles nicht schon verworren genug gewesen wäre, von schlimm wollen wir hier lieber nicht reden, gesellte sich der illustren Fast-Schon-Armada noch ein schlingernder Besen hinzu.

„Oh Weh“, dachte Mumm, „jetzt bin ich wirklich in Schwierigkeiten.“

Nicht das er Tiffany Weh, die auch schon bald Oma sein würde, ablehnend gegenüber stand. Ganz im Gegenteil. Das Problem waren nur ihre Rockschösse. Und, um genauer zu sein, die Armeen von Wir-Sind-Die-Grössten, die sich darin tummelten. Sicher, die Stadt war um die eine oder andere Attraktion reicher geworden, aber jedes Mal, wenn Tiffany Ankh Morpork verliess, setzte Sam Mumm ein Stossgebet22Ein Gebet welches, in keiner irgendwie denkbaren Deutung, auch nur annäherungsweise ihre Rückkehr einschloss. gen Himmel ab.

Fast schon hätte Mumm es vermisst, dieses „Ugh“. Aber es wäre ihm verkehrt vorgekommen, wenn es nicht da gewesen wäre. Eine Situation wie diese erforderte wahrscheinlich mehr als ein „Ugh“, vielleicht sogar ein „Ugh Ieekh“ oder einen Detritus. Wieso musste er gerade an Detritus denken? Die kleinen Beben, die über das Pflaster liefen waren sicher ein Hinweis. Und stammten sicher nicht von einem Bibliothekar, der die Körperform eines Orang-Utans aufwies. Und auch dessen Gewicht. Interessanterweise können diese Wesen sich, trotz ihres nicht unbeträchtlichen Gewichts, erstaunlich lautlos und erschütterungsfrei bewegen.

„Ich gehört und gekommen, Herr Mumm“ polterte es neben ihm.

Es begann definitiv ein klitzekleines bisschen unheimlich zu werden. Willikins war bestimmt auch nicht weit. Soweit kamen seine Gedanken gerade noch bevor sie je gestoppt wurden von dem sich in seinen Hosensack hineinschiebendem Teil, dass ihm allzu vertraut vorkam. Man hätte fast meinen können, dass es entfernt einem Schlagring ähnelte.

„Nur falls es noch schlimmer kommen sollte …“ flüsterte Willikins ihm ins Ohr.

„Die Armbrust ist gesichert, Detritus?“

„Oh, danke, Herr, in all der Eile … jetzt ist!“23Die Armbrust von Detritus war eher mit einer Belagerungswaffe zu vergleichen, die ganz deutlich formulierte, wir machen keine Gefangenen. Gebäude sind reine Nebensache. Und selbst hinter der Armbrust ist der Bereich nur begrenzt sicher.

„Sybil …“ keuchte es aus Mumm. Damals, nein damals hatte er auch gekeucht, allerdings eher gegen Ende, nicht schon am Anfang.

„Du wirst es sehen. Bleib einfach ruhig und du selbst …“

Bis jetzt war er sich noch nicht im Klaren gewesen, wie gross seine Schwierigkeiten tatsächlich waren. Ruhig bleiben, vielleicht nach aussen, für begrenzte Zeit, aber nein, es war nicht sein Naturell und es widersprach sich ganz entschieden und deutlich mit sei du selbst. Es war je eher so, dass er sein Selbst versuchte so weit zu unterdrücken, dass der angerichtete Schaden kontrollierbar blieb und die rufende Dunkelheit, wie auch andere Kandidaten, die Schlange standen, keine Chance hatten sich frei zu entfalten. Er kannte und erkannte die Verbrecher so gut, weil er sie alle in sich trug und zum Zeitvertreib versuchte diese unbezähmbare Horde zu zähmen, naja, besser gesagt, sie nicht ganz so bissig und gefährlich aussehen zu lassen.

Genau genommen verurteilte er sich jedes Mal selbst und wahrscheinlich wussten, ahnten oder benutzten das nur Sybil und Vetinari. Wie hatte er es in früheren Tagen so treffend formuliert: „Ich schätze, am Ende des Tages wird jeder von uns zum Hund eines anderen.“24Beim Gespräch mit Prinz Khufurah anlässlich der Verleihung der Doktorwürde Doctorum Adamus cum Flabello Dulci an eben jenen Prinzen. Siehe Fliegende Fetzen (engl. Jingo).

Zum Glück eilten sie mittlerweile eine Treppe hinauf und Sam Mumm blieb kaum genug Atem für die nächste Stufe. Geschweige denn für Rückfragen. Die vielen „Euer Gnaden, schön sie zu sehen.“, „Kommandeur Mumm, zu ihren Diensten“ und „Herr Mumm“ mit einem beflissenen Nicken konnten ihn nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade die ganze Mannschaft ihn einfach überholt hatte. Vielleicht mussten sie ja auf Sybils Geheiss ein Spalier bilden und waren deshalb so in Eile. Was mehr als verständlich gewesen wäre.

Als jedoch die Worte „Schatz, wo bleibst du denn?“ gerade versuchten, sich an seinen Gehörgängen unerkannt vorbeizuschmuggeln, wurde Mumm mit einem Schlag klar, dass er vielleicht ein kleines bisschen ausser Form war. Sicherlich nur ein temporäres Problem. Galt das nicht auch für das meiste im Leben?

Er war noch nicht gewillt, das Leben selbst als temporäres Problem anzusehen. Daher verlangsamte er seinen Schritt. Denn wenn man schon zu spät kam, dann wenigstens mit der Würde, die kein Keuchen enthielt.

Bevor Mumm es sehen konnte, hörte er schon Wullie fragen:

„Is der nicht ein bisschen klein zum verprügeln? Sieht ja fast aus wie wir nur klein…“

Bevor Rob Irgendwer ihm den Mund zuhalten konnte und nur noch ein „..hmmm, … hhhmm …“ durch den mehr als gefüllten Raum hallte.

Die letzten Stufen bereiteten Mumm nicht gerade Mühe, das wäre eine unangebrachte Untertreibung gewesen, aber er schaffte sie ohne zusammenzubrechen oder auch nur diesen Eindruck zu erwecken. Im Gegensatz zu seinem Inneren, in dem die diversen Organe in wichtigen Diskussionen zum Thema „Wer wird als Erster versagen“ verstrickt zu sein schienen.

Ausserdem sah er immer noch nichts. Natürlich sah er etwas. Er war ja nicht blind, Aber nur Köpfe vor Köpfen ist eine denkbar schlechte Position sich einen Überblick zu verschaffen.

Zum Glück sah er Sybil, an einer wesentlich vorteilhafteren Position, als seine momentane Position, zumindest was die Sicht anbetraf. Selbst etliche mehr oder weniger zaghafte Hinweise, wie wohl plazierte Ellenbogen, nach dem höfliches Bitten nicht mehr geholfen hatte, brachte kaum einen Fortschritt im Bezug auf seine Position.

Alle wollten nach vorne, wo auch immer vorne war, Mumm entschied, dass vorne ziemlich genau mit der Position von Sybil übereinstimmte und versuchte durch Hüpfen, wenn man es noch so nennen konnte, einen Überblick zu bekommen.

Beinahe hätte Mumm sich den Fuss verstaucht. Genau in dem Moment, als er sah, das Karotte auf ihn zukam und die Menge teilte, wie Moses das rote Meer, wenn er je von dieser Geschichte auf der Runderde gehört hätte. Was er verständlicherweise nicht hatte.

„Keine Fragen, bring mich einfach zu Sybil. Danke.“

War alles was er zustande brachte, während Karotte schneidig vor ihm salutierte.

Schon auf dem Weg zu Sybil konnte er jetzt Stachelbeere auf der Schulter von Schräg erkennen. Mit jedem Schritt war der Anwalt der Wir-Sind-Die-Grössten besser zu erkennen. Das er einen erhöhten Pfosten als hinreichend komfortabel empfunden hatte, ragte er über die Kobolde aller Grössen und Arten hinaus.

Und undeutlich hörte er Wullie, der mittlerweile nicht mehr Doofer Wullie genannt wurde, wie er meinte „… gesehen? Der hat einen Anwalt und will ihn auch benutz…“ bevor Rob Irgendwer ihm den Mund verschliessen konnte und beide anfingen zu zittern, weil Tiffany ihnen einen Blick zuwarf. Ein Blick der zum Glück nur die Androhung von verschränkten Armen und einem wippenden Fuss enthielt.

Mumm war fast versucht, seinen Knüppel tanzen zu lassen, allein der Umstand, dass er ihn nicht bei sich führte, vermied eine Wiederholung hinlänglich bekannter Tatsachen. Als er Schräg endlich erreichte, der, wie es schien in einem Blickduell mit der Kröte, den Wir-Sind-Die-Grössten und auch dem Rest der Koboldschaft befand.

Weswegen seine toten Augen fast wie lebendig durch die Gegenden zuckten. Es war schwer zu sagen, ob dies in irgendeiner Weise vorteilhaft sein könnte. Bis auf den Punkt, dass niemand mehr ein Wort sagen wollte.

Dies kam Mumm sehr gelegen. In knappen Worten, die eine zukünftige Realität potentiell enthielten, teilte er Schräg seine Unterhaltung mit Vetinari mit.

Was, wie Mumm nicht umhin kam zu bemerken, alle Blicke, die vorher auf Schräg gerichtet waren, umschwenken liess und er sich, bedauerlicherweise, im Brennpunkt des Blickinteresses wiederfand.

Schräg räusperte sich leicht und war völlig erstaunt von der Tatsache, dass diesem Signal keine Reaktion zugemessen werden konnte. Ganz im Gegenteil das Geraune wurde lauter, was fast nie als ein gutes Vorzeichen angesehen wurde.

Als auf einmal Stachelbeere die Stimme erhob war wahrscheinlich Mumm der Überraschteste von allen Anwesenden. Nicht nur, weil Hi Ko25 High Koboldility. Ein Soundsystem für gehobene Ansprüche ein Begriff war, der ihm völlig unbekannt war, sondern auch weil er in keinster Weise geahnt hatte, das Stachelbeere dies auch beherrschte. Und in dieser Lautstärke.

„Ich, [Hier bitte Namen einfügen], bitte euch, meinem Anwalt einen kleinen Moment zuzuhören, bevor wir Bruder gegen Bruder und Schwester gegen Schwester und wie auch immer es euch beliebt eine herrliche Schlägerei haben …“

„Rob, sollen wir jetzt …“ war alles, was aus einer Richtung kam, die schwer nach Wullie roch. Rob Irgendwer wusst schon nicht mehr genau, wie lange er die Hand auf Wullies Mund legen konnte, bevor Wullie blau anlief. Was bei all den blauen Tätowierungen eine nicht zu unterschätzende Herausforderung war.

Im Gegensatz zu Wullie, neigten alle Wir-Sind-Die-Grössten respektvoll den Kopf während viele etwas von „Keine Königin …“ murmelten. Wullie hätte auch den Kopf verneigt, das Versprechen auf eine herrliche Schlägerei war ein Angebot, dem auch er nicht wiederstehen konnte. Unglücklicherweise stangulierte ihn die Hand von Rob immer noch. Was die Bewegungsmöglichkeiten deutlich einschränkte.

Das Kaitlyn sich genau diesen Moment für eine frühzeitige Niederkunft aussuchte, als ob sie sich das selbst hätte aussuchen können, empfand Mumm in diesem Moment als wenig hilfreich. Auch wenn sich herausstellen sollte, das er völlig daneben lag.

Work in progress …

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Der Fall des Patriziers

Buch

Mumm erstarrte fast bei dem Geräusch. Wenn man von Erstarren überhaupt noch reden konnte. In seinem Alter.

Es kostete ihn nicht wenig Mühe einen weniger erstarrten Zustand einzunehmen. Und Geräusche, sofern sie überhaupt noch an sein Ohr drangen, entsprachen wahrscheinlich selten den tatsächlichen Geräuschen und ihrer Lautstärke.

Stachelbeere war einige Zeit durchaus hilfreich gewesen, aber gegen das Alter konnte man nicht gewinnen.

Irgendetwas war gerade, dachte Mumm und wollte sich schon fast darüber ärgern, dass er dauernd abschweifte und den Faden verlor als das Geräusch ein zweites Mal erklang.

Das Knirschen eines halben Ziegelsteins der auf das Pflaster fällt. Damals. Feurig hinter ihm. Der Mob vor ihm…

Inhalt

Der Fall des Patriziers?

Hinweise des Autors

Die Schriftart ist mit Bedacht gewählt und gehört nicht zu den Schriftarten, die mir gefallen.

Dies ist mein persönliches Requiem für einen Menschen, den ich nie kennenlernen durfte, dessen Werk allerdings mein Leben mehr als gedacht beeinflusst hat. Seine Texte sind so vielschichtig, dass man selbst beim 20ten Mal lesen, immer noch einen Aspekt entdeckt, der einem vorher entgangen ist.

Es soll weder eine Fortsetzung, noch ein Neuanfang sein. Es ist ein Gedenken.

Nicht mehr, nicht weniger!

Mit Sicherheit kann ich ihm nicht gerecht werden. Mit fehlt sein Humor, seine Weitsicht, seine Brillianz, sein Blick für das Detail, sein …

… möge er in Frieden ruhen und sein Werk überdauern.

An alle jene, die geldwerte Gegengedanken ihr eigen nennen. Ich will und werde daran nichts verdienen, es nicht käuflich machen. Es ist mein Requiem an Terry Pratchett. Mein unzureichendes Gedenken an ein geniales Werk.

Ich habe eine Kröte als Anwalt und einige Wir-Sind-Die-Grössten als Helfer und werde nicht zögern, sie einzusetzen.

„Nein, Rob, das Schafeinreibemittel ist alle …“

„Wie? Ihr geht? Echt jetzt, das könnt ihr doch nicht machen. Rob? …“

Quellen

Es macht kaum Sinn all die Werke aufzuzählen, die mich bei meinem Requiem beeinflusst haben. Die Insel, Teppichvölker, Die Nomen, Die Nachtwächter, Klonk!, Die Krone des Schäfers, Strata … die Liste wird endlos, Schöne Scheine, Ab die Post, Die Farben der Magie … sucht euch ein Buch aus und dann das Nächste. Ich habe dort all das gefunden, was einem Holywood nur als Imitation bietet und mehr. Aber vielleicht habe ich auch nur eine rege Phantasie …

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