Regeln

Entgegen der landläufigen, gern verbreiteten, Meinung, ist ein Zustand ohne Gesetz kein Zustand ohne Regeln. Wir sind umgeben von Regeln, physikalischen, denen wir nicht ausweichen können und emotionalen, denen wir ebensowenig ausweichen können. Mit der ganzen Grauzone dazwischen.

Regeln ohne Gesetz, am ehesten könnte man, das Gute im Menschen verherrlichend, an Kant’s kategorischen Imperativ denken.

Und wir haben durchaus Gutes in uns. Betrachtet die Kleinkinder, die noch nicht gelernt haben, wie das Spiel in dieser Welt läuft. Sie teilen gern, die weinen, wenn jemandem ein Weh geschieht, sie haben nicht die Absicht (was trotz Unbeholfenheit passieren kann) jemanden zu verletzen.

Dieser Kern ist immer noch in uns. Dieser Kern bestimmt manchmal wie wir handeln, wie wir mit Personen umgehen und wie weit wir die Gesetze „interpretieren“, um es euphemistisch auszudrücken. Oder wie weit gehst du für ein geliebtes Familienmitglied, deinen Partner, deine Kinder?

Will sagen, wir haben innere Werte, teils kultureller oder sonstiger Prägung bedingt und teils weil wir Menschen, nun ja, Primaten, die meinen schon Menschen zu sein, sind. Pan narrans wie es Terry Prattchet so treffend ausgedrückt hat. Der Affe der Geschichten erzählt.

Interessant hierzu, die Links muss ich noch ausgraben, sind Experimente zum Thema Verkehr ohne Verkehrsregeln (Gesetze). Wenn ich mich recht erinnere, war das durchaus ein Erfolg. Weniger Unfälle, weniger Verletzte. Aber ja, der Nachweis ist noch hängig und meine Erinnerung ist nicht vertrauenswürdig.

Aber egal, dass macht uns nicht zu guten Menschen, noch nicht einmal zu guten Affen. Da hätten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Es ist ebenfalls unser Naturell etwas auszuprobieren und dann zu versuchen damit durchzukommen. Einer guten Geschichte kann Pan narrans kaum widerstehen.

Oder kennt einer von euch Hollywood noch nicht?

Wenn man wegen dem Arschloch von „Helden“ emotional voll gerührt ist, während man weiss, dass die Welt keineswegs mehr von solchen mordenden rücksichtslosen Pyschopathen braucht, die jede menschliche Regel brechen, die je gegolten hat, nur um ein verwöhntes Kind für den Preis von tausenden Existenzen aus seinem selbst verursachten Dilemma zu retten. Zum Beispiel.

Es fühlt sich gleichzeitig falsch und richtig an. Für manche nur richtig, aber das ist eine andere Sache.

Wir könnten also annehmen, das Gemeinschaften, ohne durch Gesetze geknebelt zu sein, nicht weniger grausam oder brutal sind und nicht weniger Ausnahmen an „eure Regeln sind mir egal“ haben, wie die jetzigen. Sofern wir die schleichende Vereinzelung im Hier und Jetzt noch als Gemeinschaft anerkennen.

Ein Punkt der gern von Firmen, Arbeitgebern, ausgenutzt wird. Wir sind deine Familie und so.

Abseits der Realitäten, die ich keineswegs bestreiten oder schönreden will, jeder ist sein eigener Gefangener und in der Zwickmühle sowieso, wenn wir uns nur auf Regeln und Gesetze beziehen, wäre es durchaus denkbar, das Regeln keine Gesetze brauchen. Nicht im Sinne einer Ordnungsmacht.

Wir haben physikalische Gesetze, richtig. Und die gelten, soweit wir bis jetzt wissen, immer und überall. Aber menschliche Zivilisationsgesetze? Religionsgesetze?

Ja klar, wasch dir die Hände ist ein brauchbares Gesetz, am besten religiös. Viel zu aufwändig, der Masse zu erklären, das Hygiene Vorteile hat, besser einen Gott der es nicht gern sieht, dass man mit ungewaschenen Händen jemanden berührt, Essen ist da eine gute Gelegenheit. Blöd nur das ein Gebot oder Verbot immer den Pan im narrans reizt. Aber ja, geht schneller als erklären und verstehen, insbesondere wenn man gerade selbst lernt zu verstehen.

Irgendwann mal mehr, vielleicht, aber nicht heute …

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