Wo der neue Stoltenberg durchaus Recht hat …

Als ich diese Meldung las „Sacharowa an NATO-Chef Stoltenberg: Keine Kriegspartei? Halten Sie Ihre Bürger für komplette Idioten?“ dachte ich mir, dass die Dame Sacharowa wohl keine Ahnung vom Westen hat.

Die Bürger sind in der Mehrzahl tatsächlich komplette Idioten. Oder kann mir irgendwer auf andere Art und Weise erklären, wie eine solche Regierung ins Amt kommen konnte. Nicht das eine der Vorgänger-Regierungen besser gewesen wäre. Aber zumindest taktvoller und weniger kriegsgeil.

Liegt wahrscheinlich daran, dass eine Baerbock noch nicht mal aus dritter Hand weiss, was Krieg bedeutet. Ohne ein Volk von Idioten wäre eine solche Regierung und auch die Vorgängerregierungen nicht möglich gewesen.

Und um das Sicherzustellen, wurden alle Ambitionen auf anderes als Neoliberalismus mit Endziel Krieg nach 45 massiv niedergemacht und bekämpft. Aktiv mit US Panzern als ein Generalstreik drohte, noch vor 1950.

Das es heutzutage „Linke“ gibt, die bei mir maximal als National-„Sozialist“ durchgehen würden, ist der erfolgreichen Medien- und Hollywood-Gehirnwäsche zu verdanken.

Liebe Frau Sacherowa, nehmen sie Stoltenberg (ich kannte noch die alte Nazi-…) ernst. Die würden sich das nicht trauen, wenn die Bürger nicht wiedermal die willfährigen Idioten wären, die nachher, das kann ich ihnen versichern, von nichts, rein gar nichts, gewusst haben wollen.

Falls bei dem kommenden Krieg (sorry, ist nur noch eine Frage der Zeit) irgendjemand überleben sollte, der halbwegs bei Sinnen ist, empfehle ich eine Entnazifizierung, die eines Stalin, Mao oder Macchiavelli würdig ist. Bis zum letzten Glied in der Familie. Blöd auch, dass das nicht möglich ist. Irgendeinen übersieht man immer …

Interessante Einsichten

Kneipengespräche.

Hier und da, nebenbei belauscht, nebenbei kommentiert, nebenbei wahr genommen.

Absichtlich auseinander geschrieben, dieses, jenes, welches das man für WAHR annimmt. Wahr im Sinne der sinnlichen Erfahrung. Der Erfahrung die vor der Reflektion stattfindet.

Und ich weiss nicht! Nicht einmal annähernd … was ich davon halten soll.

Gesprächsfetzen, die ich meinte zu verstehen:

„Natürlich bin ich für Meinungsfreiheit“

„Selenskyj ist auch in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen“

„Ich bin Sozialistin“

Meine kleingeistigen Gedanken dazu in reziproker (inversiv nach in klingt blöd) Reihenfolge …

Wer behauptet Sozialist zu sein, sollte Marx kennen und verstehen, dass können sogar die meisten CEO’s.

Hitler ist, glaube ich, auch nicht gerade in begüterten Verhältnissen aufgewachsen. Sie hätten ihm erlauben sollen, Kunst zu studieren …

Ach ja, zu Meinungsfreiheit kamen noch Kommentare zu China und Russland, die ich wohlwollend übergehe. Nur in Betrachtung der kleinen Schweiz, St. Gallen um geographisch genau zu sein, dachte ich mir:

Ist ja schon komisch, auf SRF darf man nur noch wenige Artikel zeitbegrenzt kommentieren und viele von den nicht kommentierbaren Artikeln betreffen die Schweiz. Und da habe ich noch nicht Unsocial Media in den Blickpunkt genommen.

Wo man, je nach Fraktion, so schnell einen Shitstorm erntet, dass man entweder den Account kündigt oder dem jeweiligen Mainstream zujubelt.

Die, wie ich sie kennenlernen durfte, bayrisch-allgäuerische Meinungsfreiheit berief sich darauf, dass man sich am Stammtisch durchaus bös angegangen ist, dabei weiter die eine oder andere Runde gezahlt hat und, das erscheint mir wichtig, am nächsten Tag sich gefreut hat, die Person des Disputs zu sehen und mit ihr Gemeinsamkeiten zu haben, und wenn es nur die Gemeinsamkeit war, dass wir uns nicht verstehen, aber mögen.

Aus meiner Sicht ist in der derzeitigen „westlichen Welt“, wie man es so nennt, Meinungsfreiheit kein hohes Gut mehr.

Es fing an mit Corona (oh Mist, diverse wissentschaftlich motivierte Kritiker hatten tatsächlich Recht, aber wir haben sie entsorgt, mit denen will keiner mehr reden), der angeblichen Pandemie, in der ich irgendwie die Leichen auf den Strassen vermisst habe.

Die Alten, die sich nicht mal mehr verabschieden konnten, die zwangsweise isoliert wurden, ohne Grund und Not (verdammt noch mal, ich bin alt und ich will selbst entscheiden, ob ich das Risiko eingehe – denn wenn mein Enkel mich vielleicht ansteckt und umbringt, habe ich ihn immer noch gesehen und eine letzte schöne Zeit mit ihm oder ihr oder es gehabt) die Meinungen, die diffamiert wurden, die „Faktenfinder“ die einordnen (eine Demokratie erfordert mündige Bürger, wenn ich „einordne“ bin ich nur ein weiterer Priester einer weiteren Religion, als Journalist präsentiere ich Fakten, die ich kenne, nicht zwangsläufig vollständig, und überlasse die Meinungsbildung dem informierten Bürgern. Ich sage nicht, wie die Fakten, die ich kenne, mir meines Bias bewusst, zu interpretieren sind, der Unterschied zwischen Propaganda und Journalismus) und und und …

Ach ja, wie geht es Julian? Dem Assange, meine ich? Der unliebsame Fakten veröffentlicht hat. Und schlimmere Haftbedingungen hat als jeder beliebige Serienmörder (Politiker natürlich ausgeschlossen, wer will schon Verantwortung für seine Taten übernehmen in diesen Zeiten?).

Schon interessant, wie der verfassungsmässig und gesetzlich geschützte „Journalismus“ darauf reagiert hat. Mehr mag ich nicht zur Meinungsfreiheit sagen, ausser vielleicht den Umstand zu erwähnen, dass die Chinesen sich genau angeschaut haben, wie man das in Bayern macht.

Viel Spass und danke für den Fisch, möchte man meinen …

Harald Lesch – der Heinz Rühmann unserer Zeit?

Ich mag ihn. Ehrlich. Seit ich Harald Lesch bei alpha centauri entdeckt habe (auch heute noch sehenswert), liebe und bewundere ich seine Leichtigkeit des Seins im Vermitteln von nicht gerade trivialem Wissen.

Genauso liebe ich Heinz Rühmann, nicht wegen der Qualitäten der Wissensvermittlung, sondern wegen der Qualitäten der Unterhaltung. Und nein, mit Theo Lingen oder Karl Valentin möchte ich Harald Lesch jetzt nicht vergleichen.

Beide Personen hinterlassen einen authentischen Eindruck.

Und beide Personen sind de facto Systemstabilisatoren. Auch wenn sie schwierige und unangenehme Themen begreifbar machen. Ob es ein Heinz Rühmann mit 12 oder irgendwieviel Kindern ist oder Harald Lesch mit Klima-Schnupper-Kennenlern-Kursen. Ja, man erkennt es. Und ja, man schaltet weiter.

Immer wenn der Herr Lesch sein Stammgebiet, die Astrophysik und Philosopie verlässt, ist es halt nur eine Meinung. Wie von vielen anderen. Kann man so sehen, muss man aber nicht.

Und eigentlich muss ich meiner Überschriftsthese schon hier widersprechen. Heinz Rühmann hat sich nie so exponiert, wie Harald Lesch. Womit wir eigentlich das Thema beenden könnten.

Wobei mir das den Lesch fast noch sympathischer macht, als den Rühmann. Immerhin ergreift er Partei.

Nein, stimmt auch nicht. Denn, wenn man bedenkt, dass jedes Schweigen auch Zustimmung bedeutet, hat auch Heinz Rühmann, so schlau er sich auch durchschlawinert hat, Position bezogen. Allerdings weniger offensichtlich. Ganz im machiavellischen Stil: Halte dir alle Optionen offen.

Eigentlich schreibe ich diesen Artikel nur, weil mich einiges an der durchaus interessanten Geschichte der Lüge und Täuschung gestört hat.

Nicht das ich bestreiten würde, dass auch ich manche, sagen wir ruhig viele, dieser Techniken erlernt habe und auch anwende, es geht mir eher ums Allgemeine.

Sein Trump-Bashing, hier in die Eröffnungssequenz gegossen, nervt etwas … Ronald Reagan war nicht einen Deut schlauer oder besser, vom Erdnussfarmer, der Bush-Dynastie, dem Blowjob-Präsidenten oder dem Friedensnobelpreisträger, der mehr Kriege in seiner Amtszeit geführt hat, als viele andere und zudem den Preis für ein uneingelöstes Versprechen erhalten hat, ganz zu schweigen.

Dann diese Geschichte mit den Detektoren. Hier hätte ich von einem Philosophen doch eine deutlich kritischere Haltung erwartet (… aber ist halt nicht Physik, wa Harry? Wie ich versucht wäre zu sagen, wenn ich diesen hervorragenden Geist persönlich kennen würde).

Actio = Reactio sollte auch Harald Lesch klar sein. Als Philosoph wäre es dann nicht unangemessen, auch zu fragen, was denn passiert, wenn wir Lügen anhand dieser oder jener Kriterien messen?

Gäbe es da vielleicht nicht eine, nur klitzekleine, Wahrscheinlichkeit, dass „professionelle Lügner“ sich diese Methoden für das Training nutzbar machen?

Und was ist mit Glaube? Kein Verzögerungszeiten, keine Unsicherheiten … ausser, dass keiner weiss, ob die Wahrheit des Gläubigen auch einen Relaitätskontext hat. Und wenn, ob dieser eine angemessene Prognose der zukünfigen Realität ermöglicht.

Klingt jetzt vielleicht hochgestochen, meint aber nur: Wenn du deine Situation nicht richtig einschätzt, sinken deine Überlebenschancen.

Okay, lassen wir das. Man hat sich seinerzeit mit Heinz Rühmann gut gefühlt, man fühlt sich heute mit Harald Lesch gut.

Katastrophal, aber alles nicht so schlimm.

Wir schaffen das?

Koinzident

„Hey Dave …“

„Ja?“

„Ich glaub die versuchen mein Taschenuniversum zu hacken …“

„Echt?“

„Ja!“

Martin war entsetzt und konsterniert. Es hatte ihn Stunden gekostet … nein, es hatte seine Maschine stundenlang beschäftigt, eine Übersetzung für dieses Dokument zu bekommen. Er hatte, natürlich, nur gewartet. Immer ungeduldiger. Immer aufgeregter. Und dann das:

„Tweaking of their spacetime metric“

Wow, das war doch genau das, wovon dieser Halbverrückte geredet hatte. Über das Problem mit Taschenuniversen.

Und Dave? Den schien das überhaupt nicht zu interessieren. Er war so unglaublich cool, wahrscheinlich wäre ein Eiszapfen vor Begeisterung neben ihm geschmolzen.

„Und? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Dave?“

„Hmmm“

„Dave?“

„Hmmm … mmmh“

Und dann nahm mich Dave am Arm und flüsterte mir ins Ohr „Halt die Schnauze, du Idiot. Wir treffen uns an meinem Angelplatz, verstanden? Kein Wort mehr! Echt jetzt, K E I N W O R T M E H R!“

Die letzten Worte liefen mir wie das Zischeln einer Schlange über den Rücken. Doch so leicht war ich nicht einzuschüchtern.

„Wann? Umpfha …“

Der Ellenbogenstoss in die Nieren war nicht von schlechten Eltern.

„Entweder du merkst es oder nicht. Echt, Martin, verpiss dich doch einfach …“

Damit drehte Dave sich demonstrativ um und ging. Während mein Körper nach dem Punkt suchte, der den Schmerz verschwinden liess.

Möglicherweise bin ich ja ein Idiot, ein nutzloses Anhängsel, ein mehr oder weniger ertragbares Etwas, dachte Martin. Aber ich bin immer noch ich! Als die „Wer ist jetzt ich? Du? Echt jetzt? Chill deine Base. Hey Alter, schön mal was von dir zu hören …“ etc. p.p. Stimmen langsam verstummten, Dave schon ausser Sichtweite war und, überhaupt, alles sowieso und immer gerade den Bach runterging, verspürte Martin einen kleinen Impuls.

Nun, er war vielleicht blöd, aber so blöd auch wieder nicht. Er wusste schliesslich wo Dave seine Hütte hatte, seinen Angelplatz. Gar nicht so weit von hier.

Und das Dave verschwunden war, könnte ein weiterer Hinweis sein. Sofern er hier nicht irgendwo zu finden war, könnte es sich vielleicht lohnen, bei Dave vorbeizuschauen. Obwohl, dachte Martin, lohnen ist hier irgendwie das falsche Wort.

Möglicherweise lohnte es sich für Dave und seine Kumpel. Zumindest hatten sie jemanden, den sie verspotten und rumschubsen konnten. Ob es für Martin wirklich lohnend wäre, ja gut, ist es nicht schon Lohn genug, herumgeschubst zu werden? Man wird ja immerhin wahrgenommen, etwas, dessen sich nicht mehr viele Menschen rühmen können. Egal, wer will schon ohne Herde sein.

Also machte sich Martin auf den Weg. Schon als er sich der Hütte näherte, wurde sein Gefühl immer düsterer. Das summende Stimmengewirr, das aus der Hütte drang, fügte der Atmosphäre noch einen bedrohlichen Aspekt hinzu.

Wie ein aufgebrachter Bienenstock, dachte Martin. Um wenig später zu denken, ich habe noch nie einen aufgebrachten Bienenstock gesehen.

Vorsichtig klopfte er an und öffnete die Tür. Das Schweigen, das ihm wie ein Tsunami entgegenbrandete, nahm ihm die Luft zum Atmen. Einige Erstarrungsmillisekunden später, die wie Jahre anmuteten, meinte Dave lakonisch:

„Wenn es denn so sein soll …“

Martin war sich mehr als bewusst, dass er besser die Klappe halten sollte. Doch wie das so ist, gibt es einen Körper und einen Geist. Der manchmal meint, dem Kontrollgremium anzugehören.

Doch selbst die leidenschaftliche Bewegung, die sein Körper ausführte, um dem Mund Worte zu schenken, die den Geist auf das Äusserte irritiert hätten, wurde durch Dave’s erhobenen Zeigefinger gestoppt.

„Gemach, junger Freund! Die Aufmerksamkeit wird gleich bei dir liegen. Verlass dich darauf!“

Martins Leidenschaft verwandelte sich in ein windiges Achselzucken. War es nicht immer so? Anteilnahmslos rauschten die Wortfetzen an Martin vorbei. Gefangen im eigenen Selbst.

Es erstaunte ihn über alle Massen, als er spürte, wie Dave ihn rüttelte, verständnislos ansah und sagte:

„Hast du verstanden?“

„Häää …“

„Martin, hast du irgendetwas die letzten zehn Minuten mitbekommen?“

„Häää … äh … was … wieso?“

„Du bist unsere letzte Chance!“

Was? Wie? Warum war Martin, der nie wichtig war, auf einmal wichtig? Seine Konfusion steigerte sich ins fast Unermessliche.

„Warum immer ich?“ rief Martins Körper schneller als sein Geist folgen konnte.

„Martin … Martin … bitte … ganz ruhig. Und nein, es geht nicht um dich!“

Mehr brauchte Martin nicht zu hören. Mehr wollte er nicht hören. Das ganze Geschwafel. Sollten sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Dabei fiel Martin auf, dass er keine Ahnung hatte, wo der Pfeffer wuchs.

Dave schüttelte ihn, dass war das letzte an das sich Martin erinnern konnte. Naja, und daran, dass er gegangen war. Und dann …

Was Martin nicht wusste, war der Umstand, dass alle Taschenuniversen seiner Freunde bereits gehackt waren. Dass seine Freunde die Hoffnung hatten, mit Hilfe seines noch ungehackten Taschenuniversums eine Lösung zu finden.

Eine Hoffnung, die ehrlicherweise vergeblich war.

Weder Dave noch Martin merkten, dass das Universum ein anderes war.

Wie auch?

In diesem neuen Universum waren sie einfach nicht vorgesehen …


Im Anspruch denken – Das Zeitalter der Egozentrik

Immer wieder bin ich überrascht, wie stark wir (ja auch ich bin nicht frei von dieser Sünde) in Anspruchsdenken verfallen. Oft aus Gewohnheit heraus. Man ist gewohnt, auch das ungewöhnlichste Gemüse oder Südfrüchte jeden Tag im Supermarkt zu finden. Man entwickelt einen Anspruch.

Das merkt man dann, wenn irgendetwas einmal nicht da ist. Sehr oft regt man sich darüber auf. Das gleiche, wenn mal das Internet nicht geht, der Strom ausfällt oder der Partner nicht genau das gemacht hat,  was man erwartet hat. Was man für sich in Anspruch nimmt.

Dabei werden wir nackt geboren. Ohne irgendetwas. Hilflos, meist eher hässlich, aber dank Kindchenschema scheinen die Eltern genau das zu lieben. Was einem meist das Leben rettet. Wir haben das Glück gehabt, dass jemand uns gefüttert hat, die Windeln gewechselt hat, uns gezeigt hat, wie man dieses und jenes macht. Dabei hatten wir nie einen Anspruch darauf.

Wir haben nur Glück gehabt. Und freundliche Menschen, die sich um uns freiwillig gekümmert haben. Und nicht weil wir einen Anspruch darauf hätten.

Es scheint mir, wir sind es mittlerweile so gewöhnt, selbstverliebt zu sein und etwas, dass gegeben wurde, als Anspruch zu sehen, dass wir vergessen haben, dass zum Nehmen auch das Geben gehört. Und das es viel anspruchsvoller wäre, weitmöglichst anspruchlos zu sein. Frei von Erwartungen. In der Lage, das Leben so zu nehmen wie es ist. Und sich daran zu freuen, was ist. Anstatt zu bedauern, dass etwas nicht ist.

Allein, im Zeitalter der ständig eingeübten Egozentrik (Hit me hard, hit me quick, with your fucking Selfiestick), ein Zeitalter in dem der grosse Teil der Herde solchen Vergnügen frönt, ist es schwierig, gegen den Strom zu schwimmen. Kaum lässt die Aufmerksamkeit nach, schwimmt man schon wieder mit der Herde.

Wahrscheinlich muss das so sein. Bis es so ausgelutscht ist, wie Hollywood-Filme oder Werbung. Bis man einfach genug davon hat. Sich sozusagen ordentlich überfressen hat und dann wieder zu einem normalen Mass findet.

Allein, ich weiss es nicht. Aber schön, mal ehrlich, finde ich es auch nicht …

K.I or not to be

Jetzt hat also eine Google KI eine KI gebaut, die alles übertrifft was Menschen hätten bauen können und bald nicht mal mehr von Menschen verstanden werden wird.

So weit, so gruselig.

Ich glaube nicht, dass wir hiermit ein Terminator-Szenario haben, da sind autonome Killerroboter besser dafür geeignet. Ich glaube wir haben hier ein Szenario, dass die Grundfesten des Menschen und seinen Glauben an seine herausragende Stellung in der Natur erschüttern wird. Philosophen werden sich weinend abwenden, ob der Trivialität, die der Mensch darstellt, vermessen von einer Maschine, die zwar keinen objektiven Standpunkt hat, aber auch keinen menschlichen.

Es ist ja schon aussagekräftig genug gewesen, dass Algorithmen anhand von zehn Likes einen Menschen recht gut bestimmen können. Noch ein paar mehr und die Algorithmen kennen den Menschen besser, als dessen Partner ihn oder sie oder es kennt.

Nun kommen Maschinen ins Spiel, die von Maschinen gebaut wurden und die den Menschen neu vermessen. Unerbittlich, ohne menschliche Gefühlsduselei, kalt, analytisch. Und die Ergebnisse werden eben nicht so leicht wegzudiskutieren sein, wie Hypothesen und Annahmen, da sie die naturwissenschaftliche Prämisse erfüllen, zutreffende Voraussagen zu machen.

Das wird ein Heulen und ein Zähneknirschen wenn der Kaiser nackt da steht. Wie man zu dem ja weiss, reagiert der Mensch gern allergisch auf alles, was sein Weltbild ruiniert. Es bringt den Menschen entweder zu Fall oder bestärkt ihn in seinem eigenen Weltmodell, selbst wenn das Gegenteil klar auf der Hand liegt.

Am einfachsten wird es wohl für jene sein, die sich da sowieso nie Gedanken gemacht haben. Doch die Götter, die einen neuen Gott geschaffen haben und von ihrem Thron gestossen werden, jene, die noch meinen, dass es sie nicht betreffen könnte, werden bitterlich im Tartarus auf Rache sinnen und trotzdem nicht wissen wie ihnen geschah.

Jo mei … und so beginnt es!

Der Google-„Terminator“

Muss ein Philosoph verrückt sein?

Eine leichte Frage, die man ohne zu zögern mit einem eindeutigen Ja beantworten kann, flüstert mir meine Hybris ins Ohr.

Ich werde euch auch sagen warum, flüstert sie weiter.

Verrückt ist nicht dasselbe wie irre oder wahnsinnig. Wie die Wörter in ihrer Bedeutung schon aussagen, kommt irre oder Irrsinn klar von irren, insbesondere sich selbst. Wahnsinn erläutert sich auf die gleiche Weise, man hängt einer wahnhaften Idee an, ist fixiert auf diese.

Dagegen ist verrückt, wenn man es richtig liest – ver-rückt – erst einmal eine wertfreie Feststellung, die einfach eine Aussage über den gedanklichen Standort einer Person im Verhältnis zur Gesellschaft macht. Wer aus den normalen Denkschemata herausfällt, sozusagen in seiner Position verrückt wurde, hat einfach eine andere Perspektive auf die Dinge. Ob diese Sichtweise richtig ist, sei dahingestellt, denn auch wenn sich eine Mehrheit einig ist, so bedeutet dies doch nicht, dass ihre Perspektive richtig ist.

Wobei wir noch einen Schritt weiter gehen müssen. Denn richtig und falsch sind tückische Begriffe. Was dem einen in dem entsprechenden Zeitalter als richtig erschienen ist, erschien dem anderen in einem anderen Zeitalter falsch. Richtig und falsch kann man zwar versuchen, auf das Individuum abzustellen, und behaupten, alles war solange richtig, solange das Individuum durch die Folgen seines Handels nicht zu Tode gekommen ist. Doch hier mag jemand mit der Perspektive Gattung gut und gern behaupten, dass dem nicht so wäre. Denn wenn das Handeln eines Einzelnen den Bestand der Gattung gefährdet, dann kann dies kaum richtig sein. Und wie wir schon erkennen können, liegt die Crux in der letzten Behauptung darin, dass für eine solche Beurteilung Zeiträume vergangen sein müssen, die unser Lebensalter überschreiten.

Soviel in Kurzfassung zum Thema richtige Perspektive. Es gibt keine. Temporär kann eine Perspektive gewinnbringender sein, für das Individuum, für die Gesellschaft, für die Umwelt, für was auch immer, langfristig wird es nie DIE EINE richtige Perspektive geben. Ich wage sogar zu behaupten, dass mit der Vielzahl der Perspektiven eine bessere, aber nicht vollständige und erst recht nicht richtige Wahrnehmung der Welt möglich sein kann.

Zurück zum Thema, warum sollte gerade die Andersartigkeit der Perspektive ein MUSS sein? Für einen Philosophen?

Nun, ich stelle mich rotzfrech hin und behaupte, hätte ein Philosoph die gleiche Perspektive wie die Mehrheit, ohne alternative Sichtweise, die ihn aus den Mehrheitsperspektiven isoliert (seien wir ehrlich, die Mehrheit hat nicht nur eine Sichtweise, aber es gibt kulturelle Abmachungen, die bestimmte Perspektiven als vorherrschend kennzeichnen – um nur ein paar Perspektivdissonanzen aufzuzeigen, haue ich einfach mal die Schlagwörter 9/11, Kollateralschaden, friedenssichernde Massnahmen, Impfpflicht, Massentierhaltung … in die Runde), ihn oder sie oder es quasi ver-rückt macht, so hätte er keinen Grund, überhaupt über die gängigen Perspektiven nachzudenken. Noch nicht einmal, sie anzuzweifeln.

Denn was so euphemistisch als Liebe zur Weisheit daherkommt, ist doch letztendlich nur die Unfähigkeit oder der Unwillen zur Machtergreifung.

Hoppala, wird jetzt vielleicht der ein oder andere anmerken, dass war jetzt aber ein weiter Sprung. Und ich werde darauf antworten, ja, das war er.

Um das zu erläutern, hole ich noch etwas aus. Ich behaupte nicht nur, dass Philosophen verrückt sind, sondern auch alle, die erfolgreich die Macht an sich reissen oder es überhaupt versuchen. Seien es Könige, Despoten, Händler, Unternehmen, wer auch immer. Allen ist gemein, dass sie eine andere Perspektive, eine andere Sichtweise, etwas erkennen lässt, dass den anderen augenscheinlich verborgen bleibt. Und das sie versuchen, mehr oder weniger erfolgreich, diese neue Sichtweise zu ihrem Vorteil auszunutzen und somit auch nur den animalischen Trieben frönen, die da heissen: Ich wär so gern ein Alphatier!

Nehme ich also an, dass meine abenteuerlichen Behauptungen auch nur halbwegs stimmen würden, dann kann daraus nur geschlossen werden, dass Philosophen aufgrund ihrer Verrücktheit die Möglichkeit zur Machtergreifung hätten (ich glaube, es gab mal einen, der das demonstriert hat, in wirtschaftlicher Hinsicht, man frage Precht zu den Details – und nein, es war nicht Locke, wenn man den moralischen Begriff verwenden mag, kann man ihn zu den gefallen Philosophen zählen, zu denen, die einen Glauben etabliert haben), sie aber (möglicherweise bewusst) nicht nutzen. Ob es sich jeweils um Unfähigkeit, Unwillen oder ein Mischung aus beiden handelt, möge jeder Philosoph mit sich selbst ausmachen.

Letztendlich ist ja die Ratsherrenposition und nirgendwo anders ist die Philosophie zu verorten, mit all ihren idealen Staaten und Gedanken, wie man es besser und effektiver machen kann, die weitaus ungefährlichere Position, als die des Alphatierchens. Der Hauptzorn gilt dem Alphatier, wenn etwas schief geht, nicht dem Einflüsterer, sofern das Alphatier nicht schlau genug ist, den Einflüsterer als Schild zu benutzen und der Einflüsterer dumm genug, dies mit sich machen zu lassen. Selbst die Naturwissenschaften, Abkömmlinge der Philosophie, dienen hier im Wesentlichen nur als Maschinen zur Generierung neuer Perspektiven für die Mächtigen oder die, die es werden wollen. Da sie sich derzeit nicht direkt in der politischen Schusslinie befinden, im Moment noch die cleverste Position, aus evolutionärer Sicht gesehen.

Doch, wie die Geschichte bisher zeigt, fehlt es im grossen und ganzen an moralischer Verantwortung gegenüber der eigenen Gattung, was Erfindungen respektive neue Sichtweisen betrifft. Obwohl das geschichtliche Wissen mehr als nahelegt, dass jede Erfindung primär zu militärischen Zwecken eingesetzt wird, bzw. das Militär das erste ist, welches die militärische Eignung prüft, stellte sich zu keiner Zeit ein Umdenken ein. Was ob der kriegerischen Natur des Menschen auch nicht zu erwarten ist.

Und auch das gehört dazu, ver-rückt zu sein. Nicht zu erkennen, welche Folgen die eigene Perspektiven auf andere Menschen oder einen selber haben wird. Ob wir jetzt Aristoteles, Sokrates, die Sagengestalt Jesus, Newton, Einstein oder wen auch immer nehmen. Erkenntnis kommt nun mal danach. In einem Universum, in dem die Zeit nur in eine Richtung fliesst und die Lebenserwartung begrenzt ist, ist so etwas zwangsläufig. Und andere Sichtweisen führen zu anderen Schlussfolgerungen, insbesondere, da der Mensch ja nur von sich selbst auf andere schliesst, bzw. nur schliessen kann. Was oft schon fatale Folgen gehabt hat.

So, Schluss mit den Verrücktheiten. Legen wir das verrückte Thema als kleinen Denkanstoss an die Philosophie beiseite.

Ich selbst würde ja nicht soweit gehen, mich als Philosophen zu bezeichnen. Ich denke einfach nur verquere Gedanken und bin möglicherweise ziemlich verrückt. 😉

Zu guter Letzt, wie immer, dass war alles nur eine Gute-Nacht-Geschichte. Kein Wort davon stimmt und jedes Wort ist wahr. Wie sollte es auch anders sein?

 

Politiker sind die intelligenteren Menschen!

Eine Polemik.

Wenn ich mir so nach der Wahl in der DDR 2.0 die Reaktionen anschaue und das Beklagen der Dummheit des Wahlvolkes höre und sehe (immer wieder jene zu wählen, die ihnen schaden, siehe Rente vs. Pensionen von Abgeordneten), dann beschleicht mich ein eigentümliches Gefühl.

Man kann sich das vier Jahre, acht Jahre, zwölf Jahre oder länger anschauen, es wird nie besser. Und da kommen wir zu dem Punkt mit der Intelligenz.

Intelligenz? Was ist das eigentlich? Im ursprünglichen Wortsinn heisst es zwischen etwas wählen können, etwas verstehen. Im aktuellen Sinne wird wohl viel diskutiert, was Intelligenz denn sei. Siehe auch Intelligenztheorien. Aber ich bin hier jetzt einfach mal radikal (von radix, der Wurzel, also zurück zu den Ursprüngen) und halte mich an die lateinische Wortbedeutung.

Intelligenz ist also demnach die Fähigkeit, die Realität gut genug erkennen zu können, um eine Wahl zu treffen, die von Vorteil für das eigene Überleben ist.

Nimmt man dies als Grundlage, so ist nur noch ein Schluss zulässig. Politiker sind die intelligenteren Menschen. Sie verstehen sehr früh, wie wenig intelligent der Rest ist und haben keine Probleme, diese Erkenntnis (Menschen sind einfach zu führen und zu manipulieren) für sich zu nutzen. Statt an der Realität zu verzweifeln, verwenden sie die Realität zu ihrem Vorteil. Moralische Skrupel? Wer hat gesagt, dass Intelligenz mit Moral einhergeht?

Es gibt dann noch eine andere Gruppe, die ähnlich verfährt, aber weniger in der Öffentlichkeit steht und das sind die Unternehmer.

Ausser bei Politikern und Unternehmern kann ich also derzeit auf diesem Planeten keine menschliche Intelligenz finden (Ausnahmen und Einzelfälle bestätigen die Regel).

Aber halt, wird mancher sagen, da gibt es doch jene, die davor warnen, die das auch alles erkennen! Klar, die gibt es. Es sind aber auch jene, die danach immer über die Dummheit der anderen jammern. Und es sind vor allem jene, die eben nicht kreativ in die Realität eingreifen, wie das Politiker und Unternehmer halt mal so tun.

Sicher, diese Menschen mögen kognitiv in der Lage sein, die Realität zu erfassen. Aber scheinbar fehlt ihnen die Fähigkeit eine Wahl zu treffen oder ihre Moral hindert sie daran, diese Wahl zu treffen. Wir haben es also mit einer unvollendeten Intelligenz zu tun, bei der Erkennen und Handeln nicht synchronisiert sind.

Tja, auch wenn es bitter ist, aber ihr und ich (nehme mich da nicht aus) seid einfach weniger intelligent als Politiker und Unternehmer. Oder ihr seid genauso intelligent, was das Erkennen angeht, aber blockiert von Skrupeln (was evolutionär und im Bezug auf Vorteile für das Überleben aber auch rein gar nichts hilft) und somit handlungsunfähig.

Blöd, wenn man blöd ist. Noch blöder, wenn man dann noch nicht mal so blöd ist, das man die eigene Blödheit nicht merkt. Ein wahres Dilemma.

Andererseits wird Intelligenz vielleicht auch nur überbewertet. Die nackte Intelligenz ohne moralische Skrupel zeitigt doch, wie man sehen kann, ein parasitäres Verhalten, dass letztendlich selbstzerstörerisch ist. Und somit auf Dauer nicht als intelligentes Verhalten eingestuft werden kann. Nur ein intelligentes Verhalten im Bezug auf die eigene Lebensspanne, maximal. Meist ist der zeitliche Bezug eher geringer. Eher eine taktische, denn eine strategische Intelligenz.

Das macht es aber alles nicht besser. Denn wenn wir annehmen, dass diese kurzfristige Intelligenz, dass nicht weiter denken, als ein Sau hüpfen kann, das einzige an Intelligenz ist, was wir Menschen hervorbringen können, dann ist es nicht weit her mit unserer Intelligenz. Selbst jene, die vielleicht eine Intelligenz besitzen, die über grössere Zeiträume richtig funktioniert (erkennen), sind ja bis dato nicht in der Lage gewesen, diese Erkenntnisse umzusetzen (die Wahl zu treffen) und die Massen dafür zu begeistern.

Wenn eine höhere Intelligenz nicht dazu verhilft auch die Realität umzugestalten, dann ist diese Intelligenz für das Leben einfach nicht relevant. Folglich kein Attribut der aktuellen Menschheit.

Denn, seien wir ehrlich, was würde einem Reh, dass auf der Strasse steht, die Intelligenz nutzen, die es erkennen lässt, da kommt jetzt ein Auto, es hat das Fernlicht eingeschaltet und wenn ich mich jetzt nicht bewege bin ich tot, während es angststarr auf der Strasse stehenbleibt?

Liebe, Sex & Beziehungen im Alter – eine längst fällige Abrechnung

Diejenigen, die ihren Partner fürs Leben gefunden haben, brauchen nicht weiterlesen. Gönnt die Zeit lieber eurem Partner.

Fangen wir mit Sex an. Nach dem biologischen Erfolg, der auch Kinder genannt wird, erfüllt Sex nur noch eine Funktion. Er dient der Entspannung, wie die Bonobos durchaus richtig erkannt haben. Warum sich die Menschen damit schwer tun, liegt wahrscheinlich an Religionen, zementierten Weltbildern und dem menschlichen Drang etwas zu besitzen und somit kontrollieren zu können. Mit Liebe hat das herzlich wenig zu tun. Liebe ist bedingungslos.

Aber findig, wie wir Menschen nun mal sind, gibt es mittlerweile einen riesigen Markt an Sex-Dating-Agenturen, die den Menschen das Geld aus der Tasche ziehen, indem sie so tun, als würden sie bei der Befriedigung von Bedürfnissen behilflich sein. Dabei kann man sich für das gleiche Geld einen anständigen Sexarbeiter leisten. Da weiss man was man hat und was man bekommt. Transaktion abgeschlossen, Verbindlichkeiten getilgt.

Und im Gegensatz zu den freischaffenden privaten Sexanbetern, die keiner gesundheitlichen Kontrolle unterliegen, ist das Risiko bei einem professionellen Sexarbeiter doch etwas geringer, sich eine Geschlechtskrankheit zuzuziehen. Bei einer langfristigen Beziehung senkt sich das Risiko, abhängig von der Promiskuität, nochmals um einiges.

Für jene, die sich eine längerfristige Beziehung wünschen, also die Kosten und Risiken für Sexarbeit drücken oder verschleiern wollen, wie ich es jetzt mal provokativ formuliere, gibt es dann jede Menge Partnerschaftsbörsen. Ein Blick hierauf erschliesst weitere Abgründe.

Nicht nur die gepflegten Träume vom Prinzen oder der Prinzessin, nein, das kann man ja haben, man sollte sich vielleicht nur nicht zu sehr darauf versteifen. Kann gut sein, dass Prinz oder Prinzessin erst kommen, wenn man in der Grube liegt und keine Fähigkeit haben, einen ins Leben zurückzuholen. Das alles ist nur ein kleiner Abgrund, der eine gewisse Verzweiflung und Enttäuschung, gepaart mit unrealistischer Hoffnung offenbart. Einen Rückfall in die Pubertät, sozusagen.

Ich meine da eher die Marktmechanismen, die hier greifen. Und die dazu führen, dass alle sich toll und positiv darstellen wollen. Also so, wie sie eigentlich nicht sind. Was ja jetzt dem Zweck, einen passenden Partner zu finden, diametral entgegengesetzt ist. Wenn die Partnerschaft schon mit einer Lüge beginnt, wie soll das funktionieren?

Ich meine da jene, die meinen, ich stell mal ein Bild von mir rein, als ich noch zehn oder zwanzig Jahre jünger war. Oder die mit Photoshop drüber gehen, einen Weichzeichner wegen der Falten drüberlegen, mit Entfernung arbeiten, gleich auf ein Bild verzichten oder was es da nicht so alles gibt.

Und das Marketing geht ja weiter. Kommt man erstmal in Mailkontakt, dann muss man seine Haut aber richtig zu Markte tragen. Spritzig, humorvoll und freigiebig soll man sein. Eine Investition ist gefragt, bei der aber keine Ware, sondern nur eine Möglichkeit, einen Hoffnungsschimmer am Horizont angeboten wird. Doch wer will schon ernsthaft Details seines Lebens dem Netz überlassen, in dem es immer wieder Ausbrüche von Datenreichtum (Neusprech für veröffentlichte private Daten) gibt?

Dann noch diese Anspruchshaltung. Haupttenor: Ich will dieses. Ich will jenes. Ist ja schön und gut, aber kommt nicht erst das Geben vor dem Nehmen? Also die Aussage, gut kochen zu können, ist jetzt aus meiner Sicht keine angemessene Entschädigung. Gut kochen kann ich selbst.

Woher kommt das alles? Ich meine, für den biologischen Erfolg namens Kinder und Enkel, klar, da lohnt es sich zu investieren. Zumindest redet uns das Mutter Natur ein. Es liegt uns sozusagen in den Genen. Aber sonst? Was ist diesen Aufwand wert? Wenn ich mir da einige ältere Frauen anschaue, die doch meist konsequenter als Männer sind, dann sagen sie bewusst, warum soll ich mich mit einem Partner und unnötigen Kompromissen rumschlagen? Ich habe alles, was ich brauche. Kinder, Enkel, Freunde. Wozu also noch ein Problem ins Heim holen?

Wegen dem Sex? Wie ich schon sagte, da ist eine professionelle Lösung billiger und unproblematischer, wenn man nicht in der Lage ist, selbst Hand anzulegen und den Triebstau abzubauen.

Angst vor dem allein sein? Man ist nur so allein, wie man sich fühlt. Man kann sich auch in einer Masse von tausenden Menschen allein fühlen. So what?

Hilfe, wenn man gebrechlich wird? Nun, man wird selbst gebrechlich, da ist das mit der Hilfe auch eingeschränkt. Besonders im Alter.

Finanzielle Sicherheit? In einer Zeit wie der unseren? In der die Gesellschaft durch die Digitalisierung im Umbruch ist? In dem kein Job und keine Rente mehr sicher ist? Illusionen sind etwas für kleine Kinder oder man geniesst sie im Rahmen einer Veranstaltung. Für das konkrete Leben sind sie wenig hilfreich.

Immer noch, schon allein wegen der Lohnstrukturen, betrifft dieses Thema Männer stärker. Auch das gedisst werden, zuhause, wenn man Opfer dieser Entwicklung wurde. Man wird als Eindringling in das Reich der Frau wahrgenommen. Man sollte ja in der Arbeit sein und nicht zuhause. Unabhängig davon, ob man sich an der Hausarbeit beteiligt, sie komplett erledigt oder den Pascha spielt. Unabhängig davon ob man immer noch die finanzielle Basis bereitstellt. Schon die Anwesenheit ist ein Affront. Keine schöne Sache. Vor allem nicht das, was man als Mann von einer Beziehung erwarten würde. Oft hat man schon durch die Arbeit genug Mühe, den Kontakt zu den Kindern und zur Familie ausreichend wahrzunehmen. Kann man es endlich, ist es auch nicht recht.

Und Liebe? Erstmal muss sie da sein. Das ist nur bei Kindern so. Die liebt man einfach von Anfang an. Bedingungslos. Zumindest in den meisten Fällen. Bei Partnern muss Liebe sich erst entwickeln. Klar hat man eine Verliebtheitsphase, in der man völlig gaga ist. Aber das gibt sich nach einem halben, spätestens einem Jahr. Der Zeitraum den Mutter Natur für die Geburt eines Kindes braucht. Schon schlau eingerichtet.

Erst danach fängt man an, an der Liebe zu arbeiten. Und dann? Stellt man vielleicht irgendwann fest, dass man den Partner zwar liebt, aber nicht mehr mit ihm kann. Man bleibt ja nicht stehen. Man entwickelt sich weiter. Manchmal in unterschiedliche Richtungen, die zu unterschiedlichen Lebenswegen führen. Die Kinder sind auch aus dem Haus, warum also noch Kompromisse eingehen?

Liebe ist bedingungslos. Bedeutet daher auch, jemanden gehen zu lassen oder zu gehen, wenn es das Beste für beide ist. Ohne Groll. Aber das ist es ja nicht, was die meisten unter Liebe verstehen. Denn dummerweise verwechseln immer noch viele die Liebe mit Besitz und Kontrolle.

Die Frage ist also, was treibt uns an, krampfhaft nach einer dauerhaften Beziehung zu suchen, obwohl das Alter und die Erfahrung uns sagen, dass nichts von Dauer ist?

Könnte es sein, das es damit zu tun hat, dass die Sozialstrukturen unserer Gesellschaft auf Paare ausgerichtet sind, nicht auf Familien oder gar Grossfamilien?

Könnte es sein, das unsere Gesellschaftsstruktur nicht mehr dafür geeignet ist, einem Mitglied der Gemeinschaft Halt zu geben, das keinen Partner hat?

Könnte es sein, das eine Zweier-Beziehung einfach die Norm ist und deshalb, gemäss dem Herdentrieb, die Mehrheit dies als erstrebenswert hält? Auch wenn es keinen Sinn oder Nutzen mehr erfüllt?

Oder werden wir einfach zu alt und kommen nicht damit klar, dass die Märchen, die wir kennen, für Leute geschrieben wurden, die mit etwas Glück dreissig oder vielleicht vierzig wurden?

Wozu also noch eine Beziehung eingehen? Was sind das für tolle Vorteile, die ich da haben soll? Bis jetzt habe ich immer draufgezahlt. Finanziell und emotional. Klar, den finanziellen Teil hätte ich verhindern können, in dem ich mich wie ein Geizhals benommen hätte. Leider ist das nicht mein Stil. Und der emotionale Teil betrifft jeden. Doch ich rede nicht von der Schuldfrage. Schuld sind immer beide oder keiner.

Gefühlsmässig tendiere ich ja zu einer Zweier-Beziehung. Nur die Fakten über die Lebensspanne sprechen immer mehr dagegen. Mir gehen sozusagen langsam die Rechtfertigungsgründe aus. Und die Zeit wird auch knapp, denn mit dem Alter kommt die Einsicht in die eigene Sterblichkeit. Warum sollte ich also nicht, ganz egoistisch, im Stil der Zeit, den Rest meines Lebens unbeschwert geniessen? Und trotzdem alles haben, was ich benötige, nur nicht unter dem Dach „Zweier-Beziehung“, die in dieser Gesellschaft die übliche Lebensform darstellt?

Vielleicht habt ihr ja Gründe, die ich noch nicht kenne. Schreibt sie in die Kommentare und lasst uns drüber reden.

Thema Selfie: Oh Narziss, du heimlicher Sieger …

Wie war das noch mit dem schönen Sohn des Flussgottes, der sich in sein Spiegelbild verliebte? Dabei hatte der noch nicht mal ein Smartphone, noch nicht mal einen „richtigen“ Spiegel. Ein stilles Gewässer musste reichen.

Sind wir alle Narzisten oder leben wir diese Seite in uns nur aus, weil uns die Mittel dafür in die Hand gegeben wurden?

Obwohl, ich muss gestehen, hab am fotografiert oder gefilmt werden nie meinen Spass gehabt. Posen ist für die Bühne! Ich bin doch nicht ein Abbild meiner Selbst! Wenn ich bin, bin ich. Hab mich natürlich immer gefreut, wenn es jemandem gelang einen schönen Moment aufzunehmen. Hat mir gereicht, für den Narziss in mir.

Was ist mit euch? Was treibt euch an vor der Kamera zu posen? Fehlen die Bühnen? Und, vor allem, was macht es mit euch?

Lernen wir Posen, die wir reptieren können, aber die wir nicht selbst sind? Ist das sinnvoll? Hilft es in der Kommunikation, nicht man selbst zu sein?

Oder geht es nur um erweiterte Selbstoptimierung in einer erbarmungslosen Gesellschaft, die mehr Schein als Sein fordert?

Es ist das irrationale Bedürfnis den Moment mit der Kamera, statt mit sich selbst und den anderen einzufangen? So ein Japanersyndrom. Waren überall, haben aber nur Bilder, keine Gefühle.

Und wer soll das sehen? Warum? Ich habe lieber geskyped, wenn ich einen entfernen Menschen sehen wollte. Oder Fotos von meiner Umgebung gemacht, die nie so waren, wie ich es sah.

Ich hab auch ne zeitlang gefilmt, Enkel und was dazugehört. Ist man irgendwie nicht dabei. Nicht wirklich da. Macht zwar Spass und kostet viel Zeit, das Material zusammenzuschneiden. Aber nun ja, kostet sehr viel Zeit.

Normalerweise sehe ich im Spiegel die Pickel und Kleinigkeiten (wie Herr der Augenringe) die einem recht deutlich klarmachen, wo man halt steht. Klar, man könnte sich schminken. Bringt nur mehr Pickel bei mir.

Natürlich, man sollte sich selbst lieben und in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist und was es da alles so gibt. Aber ist das Spiegelbild das Selbst?

Seid ihr euch sicher, dass das wirklich ihr seid, auf den Selfies? Oder nur eure Theatershow? Um wenigstens irgendwo etwas Selbstbewusstsein herauszukratzen?

In einer Welt, die euch keins gibt? Keins gönnt? Die euch aber einen tollen schicken Zauberspiegel in die Hand drückt?