The Baker – eine Filmkritik

Ich sehe ja Ron Perlman recht gern. Ändert sich auch nicht mit diesem Film. Natürlich das übliche Hollywood Theater, ein Ex-Militär, traumatisiert, versucht den Ausstieg und wird von der ach so bösen Welt in seine alte Rolle gezwungen.

Als ob nicht jeder Mensch auf die eine oder andere Weise traumatisiert ist. Seltsamerweise ticken die meisten davon nicht aus, obwohl sie manchmal gern würden.

Soweit, so gut.

Wen würde es auch interessieren, warum und wieso er traumatisiert wurde, schliesslich kann er am Schussgeräusch das Kaliber erkennen. Ganz zu schweigen von den Befehlsgebern. Oder wen würde es interessieren, warum sein Sohn so war, wie er war? Stört nur den Action-Flow.

Aber der Punkt, der den Film interessant macht, ist der Umstand, dass man anfängt seine Sympathien auf die unsägliche Göre zu verteilen, unbeeinflusst davon, dass sie, genau genommen, ihren Vater ermordet hat, da sie die Drogen einfach mal gegen Kinderwäsche ausgetauscht hat.

Und dann noch ihren Opa in eine Situation bringt, die seine Gesundheit mehr als gefährdet. Solche Wunden steckt man als junger Mensch mit Hollywoodbonus vielleicht gerade noch weg. Im realen Leben würde Ron Perlman dreiviertel des Filmes kriechen um bis ans Ende des Films zu gelangen.

Aber sind ja nur kleine Details. Das grosse Detail ist, dass man der Göre statt den Tod zu wünschen auch noch Sympathie entgegenbringt. Das man nicht fiebert danach, wann wird diese blöde woke Tussi endlich vom Angesicht des Filmes verbannt.

Eine selbstverliebte Göre mit flackernden Schuhen, die für alle, die in ihrer Nähe sind, ein Fluch ist. Typisch für die aktuelle woke Jugend, die meint, ohne je etwas geleistet zu haben, Forderungen stellen zu können.

Ja, kann man machen. Man sollte halt nur nicht erwarten, dass man ernst genommen wird. Wenn man wie ein König auftritt, hat man auch die Pflichten eines Königs. Aber Pflichten sind nicht so das Ding dieser Generation.

Und dann kommt auch noch ein hinterfotzig manipulatives Machwerk, das einem mit Kunstkniffen, die Riefenstahl noch nicht erfunden hatte, Sympathie abnötigt für eine verachtenswerte Person. Du hast ihn gekillt, das wäre der Satz den man der Tusse hätte entgegenschleudern sollen, nicht dem Drogendealerexempel, das statuiert wurde. Und sie dann wegschicken, damit sie es wieder in Ordnung bringt. Eine Chance sollte man ihr geben, sowohl zur Erkenntnis, wie auch zur Wiedergutmachung.

Das Mutter Theresa Getue kann sich die Schnepfe nur leisten, weil andere für sie verletzt werden oder sterben. Versprechen gelten auch nichts. Entlarvend.

Und ja, die junge Dame spielt die Schnepfe hervorragend. Zickig, biestig und den „man kann ihr nicht böse sein“ Touch. Ich kann es. Ihr böse sein. Den im realen Leben überlebt vielleicht eine verzogene Göre, die die Protektion und die Macht ihrer reichen Eltern hinter sich hat. Alle anderen bleiben auf der Strecke. Was sinnvollerweise von Hollywood gern verdrängt wird. Zu viele Fragen die keiner beantworten könnte.

Ach ja und das mit dem „es ist dein eigen Fleisch und Blut“ was die Putzfrau absondert, wobei nicht klar ist, warum er auf französisch switched, der Name muss nicht zwangsläufig darauf hindeuten, da möchte ich doch darauf hinweisen, in Zeiten in denen man die Spartaner anscheinend verehrt, den ganzen Kriegskult, dass jene ihre Kinder durchaus gemeuchelt haben, wenn sie ihnen nicht tauglich erschienen. Was in sich genommen fast weniger grausam ist, als das Kind in die Wildnis zu schicken.

Nett auch die Ukrainebetrachtung. Passt irgendwie nicht in die aktuelle Zeit.

Was allerdings in die aktuelle Zeit passt ist die Schweisserbrille. Zuklappen, wenn es nicht so läuft wie man denkt und nicht hinschauen. Blöd, weil hinschauen ist ein Teil von dem Versuch sich zu einer Zivilisation zu entwickeln. Aber wer braucht schon Zivilisation heutzutage?

Wunderbar auch das Ende. Die Drogen werden dem Boss zurückgegeben und alles ist gut, obwohl der Boss, wie ein richtiger Boss, meint auch noch dafür entschädigt werden zu müssen, dass er Scheiss gebaut hat. Das ganze Theater der Göre hat also gar nichts, absolut gar nichts gebracht. Weder die Welt „besser“ gemacht, was auch immer das sein soll, noch irgendeine sinnvolle Veränderung der Zustände hervorgerufen. Ihr Vater und einige andere sind gestorben und sie ist das arme Opfer. Kein Mitleid von meiner Seite.

Jetzt kannst du weinen …

Alles in allem beachtlich, wie virtuos Hollywood auf der emotionalen Tastatur herumklimpert und wie schwer es ist, sich der Erkenntnis des Gesehenen zu stellen.

Sieh den grossen Zeiger an, wie langsam er sich bewegt …

Eine interessante Metapher bezüglich einer Kraft die sich langsam aber stetig und unaufhaltsam bewegt. Ähnlich der Gravitation. Man möchte fast an Frösche und langsam erwärmte Kochtöpfe denken. Auf die Dauer der Zeit werden wir wohl alle zu willigen Sklaven …

Hypnotic – eine Filmkritik

Es scheint wir sind in dieser Zeit in der der Kapitalismus gemäss Marx seine eigenen Grundlagen kannibalisiert. Und mit dem Film scheint es auch zu funktionieren.

Ich meine, die Metapher mit den Superhelden mit Hypnotic-Kräften, die ist doch mehr als nur billig. Im ganzen Film demaskiert sich Hollywood und die Medienindustrie in nicht gekanntem Ausmass. Die Filmrequisiten werden Teil des Films und Teil der Handlung. Der Blick hinter die Kulissen der Erzeuger von gefühlten Realitäten wird als brauchbares Marktprodukt angeboten.

Der Film als Metapher im Kontext zur Realität hat den Charme des Faschismus, der ja gerade wieder en vogue ist. Ehrlichkeit und Wahrheit verwoben mit einer simplifizierten Glaubensbotschaft zur Herrschaftssicherung. Für einfache Gemüter geschaffen, die der Komplexität des Lebens überdrüssig sind und, vor allem, keine Zeit dafür haben.

Dank der Verluste in Bildung allgemein wieder mal ein brauchbares Produkt, das weiterhin elegant verhindert, dass der Markt über seine eigenen Füsse fällt.

Domino entspringt wahrscheinlich den feuchten KI-Träumen der halbwissenden Elite. Aber KI ist ein Schwert mit mindestens zwei scharfen Seiten.

Interessant ist zumindest der Gedanke des Resets: Man könnte die Welt wie man sie bis anhin wahrgenommen hat, einfach so exorzieren und dann per Trigger wiederherstellen.

Das mit Exorzieren, ja, da gab es neben Unfällen genug wissenschaftlich grausame Forschung, die gezeigt hat, dass dies möglich ist. Auch unumkehrbar.

Das mit den Trigger scheint mir doch bis jetzt eher im Stadium „bei manchen hatten wir Glück“ zu sein. Und selbst wenn die Erinnerung zurückkehrt, die Integrität der ehemaligen Person wird es nicht tun. Zurückkehren, meine ich.

Man kann aus den Medien, Hollywood ist für mich der Begriff, der diese Medien am Besten beschreibt, ablesen, wie es um unsere Realität steht und was die Ziele der Mächtigen sein könnten oder sind.

Ich meine, nehmen wir den Film. Da wird so ein Division geschaffen, die nach Belieben das Realitätsbild anderer Menschen manipulieren kann. Und zwei werden abtrünnig, weil sie ihr Kind mit den Fähigkeiten alle zu manipulieren, vor dieser Division schützen wollen. Echt jetzt? Männer die auf Ziegen starren?

Wozu sollte man eine solche Truppe brauchen, wenn man schon so etwas wie einen Medien-Hollywood Komplex hat, den Propagandafortsatz des militärisch-industriellen Komplexes. Der in COVID-Zeiten (man beachte die Abspanne in Filmen seit und nach COVID) gezeigt hat, dass man 60% garantieren kann. 60% werden das propagierte Weltbild übernehmen. Das reicht locker für divide et impera. Der Volksempfänger als Vorbild für Medien und Leni Riefenstahl als letzter Schliff für Hollywood.

Und das Tollste. Es funktioniert. Genauso wie die Filterblasen auf Unsocial Media. Aber es ist ja auch nichts Neues, schon in den 70er hat der Ex-IBMler Amdahl den Begriff FUD medial geprägt, ein Thema das durchaus vom Militär, diversen Geheimdiensten und Interessengruppen getestet wurde. Furcht, Unsicherheit, Zweifel. Schon die Römer kannten teile und herrsche. Also alles alte Konzepte, die bewiesen haben, dass sie sehr oft funktionieren. Am Besten, wenn Wohlstand um sich greift. Wenn die Menschen mehr als nur ihr Leben zu verlieren haben. Diesen kleinen Randparameter vergisst man in letzter Zeit auffallend.

Ohne die Realität zu kennen ist man allerdings weiterhin hoffnungslos Hollywood ausgeliefert. Selbst Metaphern sind nicht als solche erkennbar. Und Realität wurden in den letzten Jahren mehr als zerstört. Auch und gerade von den süchtigen Konsumenten dieser Medienstruktur.

Sie wurde zum selben Produkt wie dieser durchaus aufschlussreiche Film.

Viel Spass beim Ansehen.

P.S.: „Er: Du hast ihn getötet. Sie: Er war schon längst tot, ich habe ihn erlöst.“ ist auch so eine von den voll krassen Realitätsverschiebungsmaschen. Solange derjenige nicht ehrlich darum bittet, ist es immer noch Töten, nicht Erlösen. Und auch kein Kollateralschaden, wie man militärisch ausgeführten Zivilistenmord so neusprechmässig bezeichnet.

Fear the night – eine Filmkritik

Jo mei, gerade mal wieder eines der neueren Machwerke gesehen. Flash war ja schon ein superenttäuschendes Recycling-Möchtegern-Drama. Maggie Q hat mir ja mal gefallen. Kam eingermassen cool rüber, in älteren Filmen, wie Deception oder Stirb langsam Remake X oder in 80 Tagen um die Welt.

Und dann gerät sie an einen Regisseur, der versucht, ein bisschen auf Tarantino zu machen, so Kill-Bill-mässig. Mit den Zeiteinblendungen. Im Gegensatz zu Tarantino fehlt die Geschichte. Hysterische Weiber, siegreiche Lesben und weder die Angreifer noch die Angegriffenen haben auch nur ein aktives Neuron.

Typische Hollywooderöffnung, da gibt es nur wenig Varianten. Entweder ich bin so arm dran, traumatisiert, was bleibt mir übrig als gewalttätig zu werden oder ich bin so cool, isoliert und angstgetrieben (siehe Rambo als Template), dass mir gar nichts anderes übrigbleibt, als gewalttätig zu werden.

Nur, selbst Stallone als Judge Dredd oder der Demolition Man hatte mehr Wortwitz, Sarkasmus und Zynismus im Gepäck als Maggie Q. Da nörgelt ihre eine Schwester, die weniger wie eine Schwester aussieht als die Jüngere, der ich ein Überleben gern gegönnt hätte, und meint „Entspann dich mal, trink etwas Alkohol“ oder so. Als dann die Jüngere auch noch als Erste verreckt und die Nörgeltussi (spielt sie gut, nehm ich ihr ab, fast schon so gut, dass ich sie nicht unbedingt kennenlernen will, die weiss zu viel…) dann hysterisch rumtut, wäre das genau der Spruch gewesen, denn man ihr zuwerfen hätte können.

Aber Maggie Q bleibt blass und devot. Lernt man wahrscheinlich als Frontschwein. Fehlt aber das Identifikationsmoment. Da ist ja der olle Arnold Schwarzenegger noch wortgewaltiger als sie. Reduziert auf den Punkt, ich schlucke alles und dann töte ich alles. Ja, die Quintessenz von den meisten Actionfilmen, aber nicht so stinklangweilig. Selbst der Bossfight ist eine Katastrophe. Zack-Bumm-Fertig.

Die anderen simplen Action-Helden stecken wenigstens ordentlich was ein, nach dem zweiten Film der gleichen Machart weiss das halbwegs intelligente Gehirn, dass sie im letzten Moment es noch rumreissen. Aber es bleibt, zumindest bei der ersten Sichtung, etwas spannend. Hier eher „Ich bring dich um“ und „Zack, fertig“.

Irgendwie scheint mir das wie eine Abrechnung des Regisseurs, dessen Namen ich weder erinnern kann noch möchte, mit gewissen Frauentypen die seiner Potenz nicht gut getan haben. Und es bleibt trivial und oberflächlich. Taratino gräbt, Emmerich gräbt und so viele andere. Neue Filme, die gleiche Geschichte, aber der Blickwinkel bleibt interessant. Luc Besson arbeitete genau mit dem, Blickwinkel und gekonnte Schnitte, Tarantino hat einiges von ihm gelernt.

Resultat: Langweilig und billig, auch wenn Maggie Q schön anzusehen ist.

P.S.: Dann macht der Böse auch noch die Augen zu. Ihm fehlt, ganz nebenbei der andere Arm, der nichts, also so ganz und gar nichts tut. Ich meine, ja, kann man machen, so theatralisch, wie in Romeo und Julia, bisschen Old-School halt. Aber nicht bei einem Blutgemetzel.

P.P.S: Bei Tarantino oder Besson hätte man interessante Details zu dem vernehmenden Officer, im lang geratenen Nachspann, gefunden, wie z.B. dass er der Vater eines der Getöten ist. Hier bleibt das so farblos, da hätte jeder KZ-Wächter mehr Farbe gehabt, während er die nächste Gruppe zur „Dusche“ gebracht hat.

Und dann noch die „Opfer“ Geschichte. Man sollte nicht vergessen, was Clausewitz so zum Krieg gesagt hat. In allen Fällen, selbst Kapitulation, mit allen Folgen, ist eine aktive Entscheidung gefordert. Man wird Kriegspartei auf die eine oder andere Weise, indem man die Entscheidung trifft oder gezwungen wird, sie zu treffen. Bevor man jemanden angreift oder nachdem man sich verteidigt bzw. kapituliert. Man ist NIE nur „Opfer“. Selbst dann, wenn man kapituliert, da diese Entscheidung die Möglichkeit einschliesst, nach der Kapitulation vernichtet zu werden. Und man kann die Verantwortung für Entscheidungen nicht an jemanden delegieren, der die Entscheidung nicht getroffen hat.

Addendum: Wenn ich von Wortwitz, Sarkasmus und Zynismus von solchen Plattitüden-Helden wie Stallone, Schwarzenegger, Willis, Statham & Co. spreche, dann ist das nicht unbedingt positiv gemeint. Es ist eher der absolut kleinste gemeinsame Nenner, ab dem Wortwitz, Sarkasmus und Zynismus anfangen könnte, wenn man sich soweit herunterdenken will.

Wo der neue Stoltenberg durchaus Recht hat …

Als ich diese Meldung las „Sacharowa an NATO-Chef Stoltenberg: Keine Kriegspartei? Halten Sie Ihre Bürger für komplette Idioten?“ dachte ich mir, dass die Dame Sacharowa wohl keine Ahnung vom Westen hat.

Die Bürger sind in der Mehrzahl tatsächlich komplette Idioten. Oder kann mir irgendwer auf andere Art und Weise erklären, wie eine solche Regierung ins Amt kommen konnte. Nicht das eine der Vorgänger-Regierungen besser gewesen wäre. Aber zumindest taktvoller und weniger kriegsgeil.

Liegt wahrscheinlich daran, dass eine Baerbock noch nicht mal aus dritter Hand weiss, was Krieg bedeutet. Ohne ein Volk von Idioten wäre eine solche Regierung und auch die Vorgängerregierungen nicht möglich gewesen.

Und um das Sicherzustellen, wurden alle Ambitionen auf anderes als Neoliberalismus mit Endziel Krieg nach 45 massiv niedergemacht und bekämpft. Aktiv mit US Panzern als ein Generalstreik drohte, noch vor 1950.

Das es heutzutage „Linke“ gibt, die bei mir maximal als National-„Sozialist“ durchgehen würden, ist der erfolgreichen Medien- und Hollywood-Gehirnwäsche zu verdanken.

Liebe Frau Sacherowa, nehmen sie Stoltenberg (ich kannte noch die alte Nazi-…) ernst. Die würden sich das nicht trauen, wenn die Bürger nicht wiedermal die willfährigen Idioten wären, die nachher, das kann ich ihnen versichern, von nichts, rein gar nichts, gewusst haben wollen.

Falls bei dem kommenden Krieg (sorry, ist nur noch eine Frage der Zeit) irgendjemand überleben sollte, der halbwegs bei Sinnen ist, empfehle ich eine Entnazifizierung, die eines Stalin, Mao oder Macchiavelli würdig ist. Bis zum letzten Glied in der Familie. Blöd auch, dass das nicht möglich ist. Irgendeinen übersieht man immer …

Interessante Einsichten

Kneipengespräche.

Hier und da, nebenbei belauscht, nebenbei kommentiert, nebenbei wahr genommen.

Absichtlich auseinander geschrieben, dieses, jenes, welches das man für WAHR annimmt. Wahr im Sinne der sinnlichen Erfahrung. Der Erfahrung die vor der Reflektion stattfindet.

Und ich weiss nicht! Nicht einmal annähernd … was ich davon halten soll.

Gesprächsfetzen, die ich meinte zu verstehen:

„Natürlich bin ich für Meinungsfreiheit“

„Selenskyj ist auch in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen“

„Ich bin Sozialistin“

Meine kleingeistigen Gedanken dazu in reziproker (inversiv nach in klingt blöd) Reihenfolge …

Wer behauptet Sozialist zu sein, sollte Marx kennen und verstehen, dass können sogar die meisten CEO’s.

Hitler ist, glaube ich, auch nicht gerade in begüterten Verhältnissen aufgewachsen. Sie hätten ihm erlauben sollen, Kunst zu studieren …

Ach ja, zu Meinungsfreiheit kamen noch Kommentare zu China und Russland, die ich wohlwollend übergehe. Nur in Betrachtung der kleinen Schweiz, St. Gallen um geographisch genau zu sein, dachte ich mir:

Ist ja schon komisch, auf SRF darf man nur noch wenige Artikel zeitbegrenzt kommentieren und viele von den nicht kommentierbaren Artikeln betreffen die Schweiz. Und da habe ich noch nicht Unsocial Media in den Blickpunkt genommen.

Wo man, je nach Fraktion, so schnell einen Shitstorm erntet, dass man entweder den Account kündigt oder dem jeweiligen Mainstream zujubelt.

Die, wie ich sie kennenlernen durfte, bayrisch-allgäuerische Meinungsfreiheit berief sich darauf, dass man sich am Stammtisch durchaus bös angegangen ist, dabei weiter die eine oder andere Runde gezahlt hat und, das erscheint mir wichtig, am nächsten Tag sich gefreut hat, die Person des Disputs zu sehen und mit ihr Gemeinsamkeiten zu haben, und wenn es nur die Gemeinsamkeit war, dass wir uns nicht verstehen, aber mögen.

Aus meiner Sicht ist in der derzeitigen „westlichen Welt“, wie man es so nennt, Meinungsfreiheit kein hohes Gut mehr.

Es fing an mit Corona (oh Mist, diverse wissentschaftlich motivierte Kritiker hatten tatsächlich Recht, aber wir haben sie entsorgt, mit denen will keiner mehr reden), der angeblichen Pandemie, in der ich irgendwie die Leichen auf den Strassen vermisst habe.

Die Alten, die sich nicht mal mehr verabschieden konnten, die zwangsweise isoliert wurden, ohne Grund und Not (verdammt noch mal, ich bin alt und ich will selbst entscheiden, ob ich das Risiko eingehe – denn wenn mein Enkel mich vielleicht ansteckt und umbringt, habe ich ihn immer noch gesehen und eine letzte schöne Zeit mit ihm oder ihr oder es gehabt) die Meinungen, die diffamiert wurden, die „Faktenfinder“ die einordnen (eine Demokratie erfordert mündige Bürger, wenn ich „einordne“ bin ich nur ein weiterer Priester einer weiteren Religion, als Journalist präsentiere ich Fakten, die ich kenne, nicht zwangsläufig vollständig, und überlasse die Meinungsbildung dem informierten Bürgern. Ich sage nicht, wie die Fakten, die ich kenne, mir meines Bias bewusst, zu interpretieren sind, der Unterschied zwischen Propaganda und Journalismus) und und und …

Ach ja, wie geht es Julian? Dem Assange, meine ich? Der unliebsame Fakten veröffentlicht hat. Und schlimmere Haftbedingungen hat als jeder beliebige Serienmörder (Politiker natürlich ausgeschlossen, wer will schon Verantwortung für seine Taten übernehmen in diesen Zeiten?).

Schon interessant, wie der verfassungsmässig und gesetzlich geschützte „Journalismus“ darauf reagiert hat. Mehr mag ich nicht zur Meinungsfreiheit sagen, ausser vielleicht den Umstand zu erwähnen, dass die Chinesen sich genau angeschaut haben, wie man das in Bayern macht.

Viel Spass und danke für den Fisch, möchte man meinen …

Harald Lesch – der Heinz Rühmann unserer Zeit?

Ich mag ihn. Ehrlich. Seit ich Harald Lesch bei alpha centauri entdeckt habe (auch heute noch sehenswert), liebe und bewundere ich seine Leichtigkeit des Seins im Vermitteln von nicht gerade trivialem Wissen.

Genauso liebe ich Heinz Rühmann, nicht wegen der Qualitäten der Wissensvermittlung, sondern wegen der Qualitäten der Unterhaltung. Und nein, mit Theo Lingen oder Karl Valentin möchte ich Harald Lesch jetzt nicht vergleichen.

Beide Personen hinterlassen einen authentischen Eindruck.

Und beide Personen sind de facto Systemstabilisatoren. Auch wenn sie schwierige und unangenehme Themen begreifbar machen. Ob es ein Heinz Rühmann mit 12 oder irgendwieviel Kindern ist oder Harald Lesch mit Klima-Schnupper-Kennenlern-Kursen. Ja, man erkennt es. Und ja, man schaltet weiter.

Immer wenn der Herr Lesch sein Stammgebiet, die Astrophysik und Philosopie verlässt, ist es halt nur eine Meinung. Wie von vielen anderen. Kann man so sehen, muss man aber nicht.

Und eigentlich muss ich meiner Überschriftsthese schon hier widersprechen. Heinz Rühmann hat sich nie so exponiert, wie Harald Lesch. Womit wir eigentlich das Thema beenden könnten.

Wobei mir das den Lesch fast noch sympathischer macht, als den Rühmann. Immerhin ergreift er Partei.

Nein, stimmt auch nicht. Denn, wenn man bedenkt, dass jedes Schweigen auch Zustimmung bedeutet, hat auch Heinz Rühmann, so schlau er sich auch durchschlawinert hat, Position bezogen. Allerdings weniger offensichtlich. Ganz im machiavellischen Stil: Halte dir alle Optionen offen.

Eigentlich schreibe ich diesen Artikel nur, weil mich einiges an der durchaus interessanten Geschichte der Lüge und Täuschung gestört hat.

Nicht das ich bestreiten würde, dass auch ich manche, sagen wir ruhig viele, dieser Techniken erlernt habe und auch anwende, es geht mir eher ums Allgemeine.

Sein Trump-Bashing, hier in die Eröffnungssequenz gegossen, nervt etwas … Ronald Reagan war nicht einen Deut schlauer oder besser, vom Erdnussfarmer, der Bush-Dynastie, dem Blowjob-Präsidenten oder dem Friedensnobelpreisträger, der mehr Kriege in seiner Amtszeit geführt hat, als viele andere und zudem den Preis für ein uneingelöstes Versprechen erhalten hat, ganz zu schweigen.

Dann diese Geschichte mit den Detektoren. Hier hätte ich von einem Philosophen doch eine deutlich kritischere Haltung erwartet (… aber ist halt nicht Physik, wa Harry? Wie ich versucht wäre zu sagen, wenn ich diesen hervorragenden Geist persönlich kennen würde).

Actio = Reactio sollte auch Harald Lesch klar sein. Als Philosoph wäre es dann nicht unangemessen, auch zu fragen, was denn passiert, wenn wir Lügen anhand dieser oder jener Kriterien messen?

Gäbe es da vielleicht nicht eine, nur klitzekleine, Wahrscheinlichkeit, dass „professionelle Lügner“ sich diese Methoden für das Training nutzbar machen?

Und was ist mit Glaube? Kein Verzögerungszeiten, keine Unsicherheiten … ausser, dass keiner weiss, ob die Wahrheit des Gläubigen auch einen Relaitätskontext hat. Und wenn, ob dieser eine angemessene Prognose der zukünfigen Realität ermöglicht.

Klingt jetzt vielleicht hochgestochen, meint aber nur: Wenn du deine Situation nicht richtig einschätzt, sinken deine Überlebenschancen.

Okay, lassen wir das. Man hat sich seinerzeit mit Heinz Rühmann gut gefühlt, man fühlt sich heute mit Harald Lesch gut.

Katastrophal, aber alles nicht so schlimm.

Wir schaffen das?

Koinzident

„Hey Dave …“

„Ja?“

„Ich glaub die versuchen mein Taschenuniversum zu hacken …“

„Echt?“

„Ja!“

Martin war entsetzt und konsterniert. Es hatte ihn Stunden gekostet … nein, es hatte seine Maschine stundenlang beschäftigt, eine Übersetzung für dieses Dokument zu bekommen. Er hatte, natürlich, nur gewartet. Immer ungeduldiger. Immer aufgeregter. Und dann das:

„Tweaking of their spacetime metric“

Wow, das war doch genau das, wovon dieser Halbverrückte geredet hatte. Über das Problem mit Taschenuniversen.

Und Dave? Den schien das überhaupt nicht zu interessieren. Er war so unglaublich cool, wahrscheinlich wäre ein Eiszapfen vor Begeisterung neben ihm geschmolzen.

„Und? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Dave?“

„Hmmm“

„Dave?“

„Hmmm … mmmh“

Und dann nahm mich Dave am Arm und flüsterte mir ins Ohr „Halt die Schnauze, du Idiot. Wir treffen uns an meinem Angelplatz, verstanden? Kein Wort mehr! Echt jetzt, K E I N W O R T M E H R!“

Die letzten Worte liefen mir wie das Zischeln einer Schlange über den Rücken. Doch so leicht war ich nicht einzuschüchtern.

„Wann? Umpfha …“

Der Ellenbogenstoss in die Nieren war nicht von schlechten Eltern.

„Entweder du merkst es oder nicht. Echt, Martin, verpiss dich doch einfach …“

Damit drehte Dave sich demonstrativ um und ging. Während mein Körper nach dem Punkt suchte, der den Schmerz verschwinden liess.

Möglicherweise bin ich ja ein Idiot, ein nutzloses Anhängsel, ein mehr oder weniger ertragbares Etwas, dachte Martin. Aber ich bin immer noch ich! Als die „Wer ist jetzt ich? Du? Echt jetzt? Chill deine Base. Hey Alter, schön mal was von dir zu hören …“ etc. p.p. Stimmen langsam verstummten, Dave schon ausser Sichtweite war und, überhaupt, alles sowieso und immer gerade den Bach runterging, verspürte Martin einen kleinen Impuls.

Nun, er war vielleicht blöd, aber so blöd auch wieder nicht. Er wusste schliesslich wo Dave seine Hütte hatte, seinen Angelplatz. Gar nicht so weit von hier.

Und das Dave verschwunden war, könnte ein weiterer Hinweis sein. Sofern er hier nicht irgendwo zu finden war, könnte es sich vielleicht lohnen, bei Dave vorbeizuschauen. Obwohl, dachte Martin, lohnen ist hier irgendwie das falsche Wort.

Möglicherweise lohnte es sich für Dave und seine Kumpel. Zumindest hatten sie jemanden, den sie verspotten und rumschubsen konnten. Ob es für Martin wirklich lohnend wäre, ja gut, ist es nicht schon Lohn genug, herumgeschubst zu werden? Man wird ja immerhin wahrgenommen, etwas, dessen sich nicht mehr viele Menschen rühmen können. Egal, wer will schon ohne Herde sein.

Also machte sich Martin auf den Weg. Schon als er sich der Hütte näherte, wurde sein Gefühl immer düsterer. Das summende Stimmengewirr, das aus der Hütte drang, fügte der Atmosphäre noch einen bedrohlichen Aspekt hinzu.

Wie ein aufgebrachter Bienenstock, dachte Martin. Um wenig später zu denken, ich habe noch nie einen aufgebrachten Bienenstock gesehen.

Vorsichtig klopfte er an und öffnete die Tür. Das Schweigen, das ihm wie ein Tsunami entgegenbrandete, nahm ihm die Luft zum Atmen. Einige Erstarrungsmillisekunden später, die wie Jahre anmuteten, meinte Dave lakonisch:

„Wenn es denn so sein soll …“

Martin war sich mehr als bewusst, dass er besser die Klappe halten sollte. Doch wie das so ist, gibt es einen Körper und einen Geist. Der manchmal meint, dem Kontrollgremium anzugehören.

Doch selbst die leidenschaftliche Bewegung, die sein Körper ausführte, um dem Mund Worte zu schenken, die den Geist auf das Äusserte irritiert hätten, wurde durch Dave’s erhobenen Zeigefinger gestoppt.

„Gemach, junger Freund! Die Aufmerksamkeit wird gleich bei dir liegen. Verlass dich darauf!“

Martins Leidenschaft verwandelte sich in ein windiges Achselzucken. War es nicht immer so? Anteilnahmslos rauschten die Wortfetzen an Martin vorbei. Gefangen im eigenen Selbst.

Es erstaunte ihn über alle Massen, als er spürte, wie Dave ihn rüttelte, verständnislos ansah und sagte:

„Hast du verstanden?“

„Häää …“

„Martin, hast du irgendetwas die letzten zehn Minuten mitbekommen?“

„Häää … äh … was … wieso?“

„Du bist unsere letzte Chance!“

Was? Wie? Warum war Martin, der nie wichtig war, auf einmal wichtig? Seine Konfusion steigerte sich ins fast Unermessliche.

„Warum immer ich?“ rief Martins Körper schneller als sein Geist folgen konnte.

„Martin … Martin … bitte … ganz ruhig. Und nein, es geht nicht um dich!“

Mehr brauchte Martin nicht zu hören. Mehr wollte er nicht hören. Das ganze Geschwafel. Sollten sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Dabei fiel Martin auf, dass er keine Ahnung hatte, wo der Pfeffer wuchs.

Dave schüttelte ihn, dass war das letzte an das sich Martin erinnern konnte. Naja, und daran, dass er gegangen war. Und dann …

Was Martin nicht wusste, war der Umstand, dass alle Taschenuniversen seiner Freunde bereits gehackt waren. Dass seine Freunde die Hoffnung hatten, mit Hilfe seines noch ungehackten Taschenuniversums eine Lösung zu finden.

Eine Hoffnung, die ehrlicherweise vergeblich war.

Weder Dave noch Martin merkten, dass das Universum ein anderes war.

Wie auch?

In diesem neuen Universum waren sie einfach nicht vorgesehen …


Im Anspruch denken – Das Zeitalter der Egozentrik

Immer wieder bin ich überrascht, wie stark wir (ja auch ich bin nicht frei von dieser Sünde) in Anspruchsdenken verfallen. Oft aus Gewohnheit heraus. Man ist gewohnt, auch das ungewöhnlichste Gemüse oder Südfrüchte jeden Tag im Supermarkt zu finden. Man entwickelt einen Anspruch.

Das merkt man dann, wenn irgendetwas einmal nicht da ist. Sehr oft regt man sich darüber auf. Das gleiche, wenn mal das Internet nicht geht, der Strom ausfällt oder der Partner nicht genau das gemacht hat,  was man erwartet hat. Was man für sich in Anspruch nimmt.

Dabei werden wir nackt geboren. Ohne irgendetwas. Hilflos, meist eher hässlich, aber dank Kindchenschema scheinen die Eltern genau das zu lieben. Was einem meist das Leben rettet. Wir haben das Glück gehabt, dass jemand uns gefüttert hat, die Windeln gewechselt hat, uns gezeigt hat, wie man dieses und jenes macht. Dabei hatten wir nie einen Anspruch darauf.

Wir haben nur Glück gehabt. Und freundliche Menschen, die sich um uns freiwillig gekümmert haben. Und nicht weil wir einen Anspruch darauf hätten.

Es scheint mir, wir sind es mittlerweile so gewöhnt, selbstverliebt zu sein und etwas, dass gegeben wurde, als Anspruch zu sehen, dass wir vergessen haben, dass zum Nehmen auch das Geben gehört. Und das es viel anspruchsvoller wäre, weitmöglichst anspruchlos zu sein. Frei von Erwartungen. In der Lage, das Leben so zu nehmen wie es ist. Und sich daran zu freuen, was ist. Anstatt zu bedauern, dass etwas nicht ist.

Allein, im Zeitalter der ständig eingeübten Egozentrik (Hit me hard, hit me quick, with your fucking Selfiestick), ein Zeitalter in dem der grosse Teil der Herde solchen Vergnügen frönt, ist es schwierig, gegen den Strom zu schwimmen. Kaum lässt die Aufmerksamkeit nach, schwimmt man schon wieder mit der Herde.

Wahrscheinlich muss das so sein. Bis es so ausgelutscht ist, wie Hollywood-Filme oder Werbung. Bis man einfach genug davon hat. Sich sozusagen ordentlich überfressen hat und dann wieder zu einem normalen Mass findet.

Allein, ich weiss es nicht. Aber schön, mal ehrlich, finde ich es auch nicht …

K.I or not to be

Jetzt hat also eine Google KI eine KI gebaut, die alles übertrifft was Menschen hätten bauen können und bald nicht mal mehr von Menschen verstanden werden wird.

So weit, so gruselig.

Ich glaube nicht, dass wir hiermit ein Terminator-Szenario haben, da sind autonome Killerroboter besser dafür geeignet. Ich glaube wir haben hier ein Szenario, dass die Grundfesten des Menschen und seinen Glauben an seine herausragende Stellung in der Natur erschüttern wird. Philosophen werden sich weinend abwenden, ob der Trivialität, die der Mensch darstellt, vermessen von einer Maschine, die zwar keinen objektiven Standpunkt hat, aber auch keinen menschlichen.

Es ist ja schon aussagekräftig genug gewesen, dass Algorithmen anhand von zehn Likes einen Menschen recht gut bestimmen können. Noch ein paar mehr und die Algorithmen kennen den Menschen besser, als dessen Partner ihn oder sie oder es kennt.

Nun kommen Maschinen ins Spiel, die von Maschinen gebaut wurden und die den Menschen neu vermessen. Unerbittlich, ohne menschliche Gefühlsduselei, kalt, analytisch. Und die Ergebnisse werden eben nicht so leicht wegzudiskutieren sein, wie Hypothesen und Annahmen, da sie die naturwissenschaftliche Prämisse erfüllen, zutreffende Voraussagen zu machen.

Das wird ein Heulen und ein Zähneknirschen wenn der Kaiser nackt da steht. Wie man zu dem ja weiss, reagiert der Mensch gern allergisch auf alles, was sein Weltbild ruiniert. Es bringt den Menschen entweder zu Fall oder bestärkt ihn in seinem eigenen Weltmodell, selbst wenn das Gegenteil klar auf der Hand liegt.

Am einfachsten wird es wohl für jene sein, die sich da sowieso nie Gedanken gemacht haben. Doch die Götter, die einen neuen Gott geschaffen haben und von ihrem Thron gestossen werden, jene, die noch meinen, dass es sie nicht betreffen könnte, werden bitterlich im Tartarus auf Rache sinnen und trotzdem nicht wissen wie ihnen geschah.

Jo mei … und so beginnt es!

Der Google-„Terminator“

Muss ein Philosoph verrückt sein?

Eine leichte Frage, die man ohne zu zögern mit einem eindeutigen Ja beantworten kann, flüstert mir meine Hybris ins Ohr.

Ich werde euch auch sagen warum, flüstert sie weiter.

Verrückt ist nicht dasselbe wie irre oder wahnsinnig. Wie die Wörter in ihrer Bedeutung schon aussagen, kommt irre oder Irrsinn klar von irren, insbesondere sich selbst. Wahnsinn erläutert sich auf die gleiche Weise, man hängt einer wahnhaften Idee an, ist fixiert auf diese.

Dagegen ist verrückt, wenn man es richtig liest – ver-rückt – erst einmal eine wertfreie Feststellung, die einfach eine Aussage über den gedanklichen Standort einer Person im Verhältnis zur Gesellschaft macht. Wer aus den normalen Denkschemata herausfällt, sozusagen in seiner Position verrückt wurde, hat einfach eine andere Perspektive auf die Dinge. Ob diese Sichtweise richtig ist, sei dahingestellt, denn auch wenn sich eine Mehrheit einig ist, so bedeutet dies doch nicht, dass ihre Perspektive richtig ist.

Wobei wir noch einen Schritt weiter gehen müssen. Denn richtig und falsch sind tückische Begriffe. Was dem einen in dem entsprechenden Zeitalter als richtig erschienen ist, erschien dem anderen in einem anderen Zeitalter falsch. Richtig und falsch kann man zwar versuchen, auf das Individuum abzustellen, und behaupten, alles war solange richtig, solange das Individuum durch die Folgen seines Handels nicht zu Tode gekommen ist. Doch hier mag jemand mit der Perspektive Gattung gut und gern behaupten, dass dem nicht so wäre. Denn wenn das Handeln eines Einzelnen den Bestand der Gattung gefährdet, dann kann dies kaum richtig sein. Und wie wir schon erkennen können, liegt die Crux in der letzten Behauptung darin, dass für eine solche Beurteilung Zeiträume vergangen sein müssen, die unser Lebensalter überschreiten.

Soviel in Kurzfassung zum Thema richtige Perspektive. Es gibt keine. Temporär kann eine Perspektive gewinnbringender sein, für das Individuum, für die Gesellschaft, für die Umwelt, für was auch immer, langfristig wird es nie DIE EINE richtige Perspektive geben. Ich wage sogar zu behaupten, dass mit der Vielzahl der Perspektiven eine bessere, aber nicht vollständige und erst recht nicht richtige Wahrnehmung der Welt möglich sein kann.

Zurück zum Thema, warum sollte gerade die Andersartigkeit der Perspektive ein MUSS sein? Für einen Philosophen?

Nun, ich stelle mich rotzfrech hin und behaupte, hätte ein Philosoph die gleiche Perspektive wie die Mehrheit, ohne alternative Sichtweise, die ihn aus den Mehrheitsperspektiven isoliert (seien wir ehrlich, die Mehrheit hat nicht nur eine Sichtweise, aber es gibt kulturelle Abmachungen, die bestimmte Perspektiven als vorherrschend kennzeichnen – um nur ein paar Perspektivdissonanzen aufzuzeigen, haue ich einfach mal die Schlagwörter 9/11, Kollateralschaden, friedenssichernde Massnahmen, Impfpflicht, Massentierhaltung … in die Runde), ihn oder sie oder es quasi ver-rückt macht, so hätte er keinen Grund, überhaupt über die gängigen Perspektiven nachzudenken. Noch nicht einmal, sie anzuzweifeln.

Denn was so euphemistisch als Liebe zur Weisheit daherkommt, ist doch letztendlich nur die Unfähigkeit oder der Unwillen zur Machtergreifung.

Hoppala, wird jetzt vielleicht der ein oder andere anmerken, dass war jetzt aber ein weiter Sprung. Und ich werde darauf antworten, ja, das war er.

Um das zu erläutern, hole ich noch etwas aus. Ich behaupte nicht nur, dass Philosophen verrückt sind, sondern auch alle, die erfolgreich die Macht an sich reissen oder es überhaupt versuchen. Seien es Könige, Despoten, Händler, Unternehmen, wer auch immer. Allen ist gemein, dass sie eine andere Perspektive, eine andere Sichtweise, etwas erkennen lässt, dass den anderen augenscheinlich verborgen bleibt. Und das sie versuchen, mehr oder weniger erfolgreich, diese neue Sichtweise zu ihrem Vorteil auszunutzen und somit auch nur den animalischen Trieben frönen, die da heissen: Ich wär so gern ein Alphatier!

Nehme ich also an, dass meine abenteuerlichen Behauptungen auch nur halbwegs stimmen würden, dann kann daraus nur geschlossen werden, dass Philosophen aufgrund ihrer Verrücktheit die Möglichkeit zur Machtergreifung hätten (ich glaube, es gab mal einen, der das demonstriert hat, in wirtschaftlicher Hinsicht, man frage Precht zu den Details – und nein, es war nicht Locke, wenn man den moralischen Begriff verwenden mag, kann man ihn zu den gefallen Philosophen zählen, zu denen, die einen Glauben etabliert haben), sie aber (möglicherweise bewusst) nicht nutzen. Ob es sich jeweils um Unfähigkeit, Unwillen oder ein Mischung aus beiden handelt, möge jeder Philosoph mit sich selbst ausmachen.

Letztendlich ist ja die Ratsherrenposition und nirgendwo anders ist die Philosophie zu verorten, mit all ihren idealen Staaten und Gedanken, wie man es besser und effektiver machen kann, die weitaus ungefährlichere Position, als die des Alphatierchens. Der Hauptzorn gilt dem Alphatier, wenn etwas schief geht, nicht dem Einflüsterer, sofern das Alphatier nicht schlau genug ist, den Einflüsterer als Schild zu benutzen und der Einflüsterer dumm genug, dies mit sich machen zu lassen. Selbst die Naturwissenschaften, Abkömmlinge der Philosophie, dienen hier im Wesentlichen nur als Maschinen zur Generierung neuer Perspektiven für die Mächtigen oder die, die es werden wollen. Da sie sich derzeit nicht direkt in der politischen Schusslinie befinden, im Moment noch die cleverste Position, aus evolutionärer Sicht gesehen.

Doch, wie die Geschichte bisher zeigt, fehlt es im grossen und ganzen an moralischer Verantwortung gegenüber der eigenen Gattung, was Erfindungen respektive neue Sichtweisen betrifft. Obwohl das geschichtliche Wissen mehr als nahelegt, dass jede Erfindung primär zu militärischen Zwecken eingesetzt wird, bzw. das Militär das erste ist, welches die militärische Eignung prüft, stellte sich zu keiner Zeit ein Umdenken ein. Was ob der kriegerischen Natur des Menschen auch nicht zu erwarten ist.

Und auch das gehört dazu, ver-rückt zu sein. Nicht zu erkennen, welche Folgen die eigene Perspektiven auf andere Menschen oder einen selber haben wird. Ob wir jetzt Aristoteles, Sokrates, die Sagengestalt Jesus, Newton, Einstein oder wen auch immer nehmen. Erkenntnis kommt nun mal danach. In einem Universum, in dem die Zeit nur in eine Richtung fliesst und die Lebenserwartung begrenzt ist, ist so etwas zwangsläufig. Und andere Sichtweisen führen zu anderen Schlussfolgerungen, insbesondere, da der Mensch ja nur von sich selbst auf andere schliesst, bzw. nur schliessen kann. Was oft schon fatale Folgen gehabt hat.

So, Schluss mit den Verrücktheiten. Legen wir das verrückte Thema als kleinen Denkanstoss an die Philosophie beiseite.

Ich selbst würde ja nicht soweit gehen, mich als Philosophen zu bezeichnen. Ich denke einfach nur verquere Gedanken und bin möglicherweise ziemlich verrückt. 😉

Zu guter Letzt, wie immer, dass war alles nur eine Gute-Nacht-Geschichte. Kein Wort davon stimmt und jedes Wort ist wahr. Wie sollte es auch anders sein?